Aus der Formenlehre
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1. Biegung des Hauptwortes
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a)
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Das
Hauptwort erhält in der Einzahl keine Endung; Beispiel:
der Stän, die Groß.
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b)
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Nur in der Mehrzahl haben eine Reihe von
Wörtern besondere Endungen: e,
er, niemals n oder en! Beispiel: das Bild, die Biller.
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c)
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Der zweite Fall wird durch
"von" umschrieben wie im Französischen.
Beispiel: der Rohme vom Bild
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2. Die Mundart kennt keinen Genetiv
des Besitzers, sondern umschreibt.
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Meim Vatter sei Hutt
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der Hut meines Vaters
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Meiner Motter ihr Schuh
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der Schuh meiner Mutter
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Usem Kend sei Scherz
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die Schürze unseres
Kindes
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Deim Großvater sei Stecker
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die Feldstücke deines
Großvaters
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3. Hauptwörter mit der Verkleinerungssilbe "chen" haben in der
Mundart die Mehrzahlendung "er" statt "en"
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Mundart
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hochdeutsch
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die Wäldcher
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die Wäldchen
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die Sälcher
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die Sälchen
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die Bildcher
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die Bildchen
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die Blümcher
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die Blümchen
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4. Die Hauptwörter, die auf "er"
und "el" endigen, haben in der Mundart die Mehrzahlendung
"e", statt wie im Hochdeutschen beim männlichen und sächlichen
Geschlecht unverändert zu bleiben, im weiblichen aber ein n anzunehmen.
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männliche
Mundart:
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hochdeutsch
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die
Stiwwele
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die
Stiefel
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die
Koffere
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die
Koffer
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weibliche
Mundart:
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die
Gawwele
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die
Gabeln
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die
Wennele
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die
Windeln
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5. Das Hauptwort hat in der Mundart oft ein anderes
Geschlecht
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Mundart
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hochdeutsch
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der Worscht
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die Wurst
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der Botter
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die Butter
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die Ziegel
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der Ziegel
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die Bach
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der Bach
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das Kamin
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der Kamin
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das Bauplatz
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der Bauplatz
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6. Statt der zweiten Steigerungsstufe des
attributiven Eigenschaftswortes setzt die Mundart stets die dritte
Steigerungsstufe
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Mundart
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hochdeutsch
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der größte Baam
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der größere Baum
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das geringschte Üwel
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das geringere Übel
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7. Nach der zweiten Steigerungsstufe setzt die Mundart
"wie" Mundart: Karl ist größer wie ich hochdeutsch: größer als ich statt
"als"
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Mundart
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hochdeutsch
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Luise ist emsiger wie Else
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emsiger als Else
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Karl
ist größer wie ich
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größer
als ich
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8. Das Verhältniswort "bei" regiert in der Mundart noch wie im
Mittelalter den 3. und den 4. Fall, je nach der Frage wo oder wohin.
So
bei an, auf, in, über usw. Im Hochdeutschen steht heute nach bei nur noch
der dritte Fall.
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Mundart
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hochdeutsch
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Komm bei mich
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Komm zu mir
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Er geht bei den
Vater
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Er geht zum
Vater
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Lauf bei die
Mutter
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Lauf zu der
Mutter
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9. Das rückbezügliche Fürwort der Mundart heißt der, wo
- statt der, welcher
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Mundart
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hochdeutsch
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Der wo net schafft
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Wer nicht schafft
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Der wo das gesiehn hat
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Der, der (welcher) das gesehen hat
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11. Die Mundart kennt keine Mitvergangenheit (Imperfekt).
Dafür tritt immer die einfache Vergangenheit (Perfekt) ein. Statt schlug,
trug, fragte .... heißt es aber immer: er hat geschla, er hat getra, er
hat gefrot,
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Kinder- und andere
Reime
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'Quierschied - seine Geschichte und seine Eigenart'
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