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In
der Völkerwanderungszeit wurde das mittlere Rhein- und Moselgebiet von
den germanischen Franken besetzt. Seit dieser Zeit wird in unserer Heimat
deutsch gesprochen und zwar die Fränkische Mundart. Das Fränkische
gehört zu den mitteldeutschen Mundarten. Daneben gibt es noch
niederdeutsche und oberdeutsche Mundarten. Während das Hochdeutsch eine
festgefügte Sprache ist, deren Satzbau und Wortbestand kaum Schwankungen
unterworfen ist, zeigt die Mundart das wechselvollste Bild. Von Dorf zu
Dorf wechseln Wortschatz, Aussprache und Spracheigentümlichkeiten.
Immerhin weist das Fränkische wesentliche Merkmale auf, die es vom
Alemannischen oder Sächsischen und anderen Mundarten deutlich
unterscheidet. Im Fränkischen selber kann man zwei Mundartgruppen
erkennen, die sich sehr wohl auseinanderhalten lassen: das
Moselfränkische und das Rheinfränkische. Dr. A. Lehnert, der sich um die
Mundartforschung im Saarland verdient gemacht hat, hat sie übersichtlich
beschieden. Indem wir ihm folgen, bringen wir hier die wichtigsten
Unterschiede zwischen dem Mosel- und Rheinfränkischen."
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Vergleicht man sorgsam das Moselfränkische mit dem Rheinfränkischen,
so findet man charakteristische Unterschiede, die, im einzelnen in Regeln
auszudrücken, über den Rahmen dieser Arbeit ginge. Es ist aber ohne
lange Überlegung zu erkennen, daß die Quierschieder Mundart in der
Hauptsache dem Rheinfränkischen zugehört. Was der Quierschieder Mundart
eigen ist, habe ich (der Autor) in der vorhergehenden Gegenüberstellung unterstrichen. So ist
denn auch leicht zu erkennen, daß sie noch viele Bestandteile des
Moselfränkischen aufzuweisen hat. Das bringt uns zu der Vermutung, daß
unser Heimatort auf der Grenze zwischen dem Moselfränkischen und dem
Rheinfränkischen liegt. Durch umfangreiche Nachforschungen hat man
festgestellt, daß diese Grenzlinie tatsächlich über folgende
Ortschaften verläuft: Kreuzwald (in Lothringen), Ludweiler, Völklingen,
Quierschied, Wemmetsweiler, Urexweiler, St. Wendel, Oberkirchen usw.
Nordwestlich von dieser Linie spricht man moselfränkisch, südöstlich
davon rheinfränkisch. Als wichtigstes Unterschiedsmerkmal zwischen beiden
Gruppen gilt die verschiedene Aussprache der Fürwörter: das, was, es.
Im
Moselfränkischen sagt man: dat, wat, et, im Rheinfränkischen: das, was,
es. Nach dem ersten Wort heißt diese wichtige Mundartlinie kurz: die
Das-Dat-Linie. Natürlich darf diese Linie nicht als eine starre Scheide
angesehen werden. Vielmehr wird man in den Ortschaften in der Nähe dieser
Linie eine Vermischung zweier Mundarten finden, heiraten doch die Bewohner
hinüber und herüber und nehmen ihre ererbte Mundart mit.
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Bild:www.mundart-saarland.de
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Das Vordringen
der rheinfränkischen Mundart
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Im Mittelalter rechnete man Quierschied zum
Köllertal. Da
man dort auch heute moselfränkisch redet, ist anzunehmen, daß auch in
Quierschied vorwiegend moselfränkisch gesprochen wurde. In der Tat
bedienten sich noch unsere Großväter und Großmütter in der Hauptsache
der moselfränkischen Mundart. Der sprachliche Einfluß der Großstadt
Saarbrücken, die selbst dauernd vom Rhein her beeinflußt wurde, hat es
bewirkt, daß das Moselfränkische allmählich immer mehr zurücktrat und
das Rheinfränkische die Oberhand gewann. Der Kern des alten Quierschied,
das sogenannte Dorf, stellte früher den beharrenden Teil der Bevölkerung
dar, der fest an seinem moselfränkischen Wort- und Lautbestand hielt, während
die Glashütte dem Fortschritt huldigte und dem Rheinfränkischen zum
sieghaften Einzug verhalf. Das war kein Wunder. Der Hüttenherr kam aus
der Stadt und ein Teil der Glasmacher war in Sulzbach beschäftigt, das,
Saarbrücken näher, dem Rheinfränkischen längst seine Tore geöffnet
hatte, bevor noch das bäuerliche Quierschied industriell erwacht war.
Heute* macht das Rheinfränkische unaufhaltsam Fortschritte.
Der Industrialismus ist sein Schrittmacher und sein Vordringen ist um so
sicherer, als es dem Hochdeutschen näher kommt und den vielen
Zugewanderten besser liegt als das dem Hochdeutschen abgewandte Moselfränkisch.
Noch meine Mutter sagte Korf. Wer heute* in Quierschied Korf spräche, gälte
als altfränkisch. Kurtrier war stets moselfränkisch, das Saarbrücker
Land in der Hauptsache rheinfränkisch, seitdem die alten Grenzen gefallen
sind, rückt das Rheinfränkische vor. Der beste Förderer ist der Großstädter
und der eingewanderte Pfälzer, sein größter Gegner - der seßhafte,
beharrliche Bauer.
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Die
Hauptunterschiede zwischen Moselfränkisch und Rheinfränkisch
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1.
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Dem
Moselfränkischen eigen sind eine Unmenge von Doppellauten, die dem
Rheinfränkischen und Hochdeutschen, die einander näherstehen,
fehlen. Man denke an die Fürwörter ich, mich, dich, die im Moselfränkischen
eich, meich, deich lauten. Man sehe sich in den oben angegebenen
Beispielen eine weitere Gruppe von Wörtern an: gre.in, Ke.i, Bou,
Grouf, Schou (ei in gre.in und Ke.i sind nicht wie ei, sondern
getrennt e-i auszusprechen, desgl. ou nicht wie u, sondern wie o-u).
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2.
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Die alten Formen
dat, wat, et im
Moselfränkischen haben sich in das, was, es verwandelt, also t in s,
ein altbekannter Sprachvorgang (vergl. nd. Water, hochdeutsch Wasser).
Ferner verwandelt sich das ältere moselfränkische f in rheinfränkisch
b (Korf in Korb) und umgekehrt moselfränkisch b oder p in rheinfränkisch
f (Korb in
Korf und op in of).
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3.
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Die Nennformendung der Tätigkeitswörter
im Moselfränkischen ist im Hochdeutschen en, im Rheinfränkischen
stets e (also dort laufen, hier lafe, dort singen, hier singe).
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4.
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dd
(tt) im Moselfränkischen
verwandelt sich im Rheinfränkischen in rr (vergleiche, Wedder-Werrer,
Ledder-Lerrer, Vetter-Verrer, schitteln-schirreln, füttern-firrere [füttere]
usw.), das ist ein alter charakteristischer Vorgang. Die aus dem
Lateinischen kommenden Wörter pere, mere, frere (Vater, Mutter,
Bruder) hießen ursprünglich pater, mater, frater. Auch hier ging t
in r über. Peter heißt französisch Pierre, ganz ähnlich wie im
alten Quierschied Perer.
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Zum Schluß noch ein charakteristischer Unterschied zwischen dem Moselfränkischen
und dem Rheinfränkischen. Im Moselfränkischen macht sich der sogenannte
rheinische Akzent bemerkbar. Wort und Satz werden anders betont; sie
erhalten etwas Singendes.
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*1956
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Die
wichtigsten Unterschiede zwischen dem Mosel- und Rheinfränkischen
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Aus dem Buch 'Quierschied
- seine Geschichte und seine Eigenart'
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