Rund ums Puppenleben - Puppengeschichten



Rund um's Puppenleben

  Puppengeschichte
  Puppen sammeln
  Puppen ABC
  Puppenhersteller
  Puppensammler
  Puppengeschichten
  Puppenbücher
  Puppenzeitschriften
  Puppen-Links
  Puppen-Galerie
  Puppen-und  
   Spielzeugmuseen
  Kleinanzeigen
  Puppen E-Cards
  Puppen-Cafe
  Fragen
 

Sammler-Termine

Dies & Das

Spiel & Spass

Lieder & Songs

Mein Flohmarkt

Sonstiges

Gästebuch

Kontakt

Impressum

Website-Search

Home


 

 


Regio-Flohmarkt
Kalender
Saar-Lor-Lux+

Floh-, Antik und
Sammlermärkte

Puppenmuseen Spielzeugmuseen

News aus der Sammlerwelt

Puppen- und Sammlerbücher

Saarland
 

 

 Puppengeschichten

 

Karin Kitsche
Die Puppe im Schrank

Frau Karin Kitsche

Frau Kitsche hat mir erlaubt, 'Die Puppe im Schrank' zu veröffentlichen. Diese und andere Geschichten werden in ihrem neuen Buch erscheinen. Der Erscheinungs-Termin steht noch nicht fest, hier erfahren Sie, wenn es soweit ist.

 

Vor vielen, vielen Jahren sass im Schaufenster einer grossen sächsischen Stadt eine Puppe. Unter dem Kleid lugten weisse Strümpfe und kleine schwarze Lackschühchen hervor. Dicke braune Zöpfe aus echtem Haar reichten ihr bis zur Taille und wenn im Schaufenster das Licht gelöscht war und alle Menschen sich schlafen gelegt hatten, konnte auch die Puppe ihre Augen schliessen. Manchmal blieben ein paar Menschen stehen und besahen sich die Auslagen hinter der Scheibe. Dann war die Puppe glücklich, denn die meisten bewunderten das schöne Puppenkind. Eines Abends blieb auch eine ältere, kinderlos gebliebene Dame vor dem Schaufenster stehen und betrachtete die grosse Puppe in dem hellerleuchteten, weihnachtlich geschmückten Fenster. Auf der Strasse war es bereits dunkel, Schneeflocken schwebten vom Himmel auf den Gehsteig, Menschen hasteten vorüber, doch die ältere Dame blieb ganz verzückt stehen. Dann betrat sie den Laden. Kurz darauf öffnete der Ladebesitzer das Türchen in der Rückwand des Schaufensters, nahm das Puppenkind vorsichtig von seinem Platz und trug es zur Ladentheke. Die Dame betrachtete das Puppenkind nochmals und dann nickte sie dem Ladenbesitzer lächelnd zu. Er wickelte die Puppe in feines Seidenpapier und legte sie in einen grossen grün gemusterten Karton. Ein paar Tage später trug die Dame das Puppenkind zum Bahnhof und fuhr mit ihm in ein Städtchen in Thüringen. Am Stadtrand, dort wo seit ein paar Jahren kleine Siedlungshäuschen ihre Giebel in den Himmel reckten, wohnte ihr Patenkind. Das kleine Mädchen hatte den Stuhl unters Fenster geschoben und sah erwartungsvoll hinaus in die Nacht. Vor wenigen Tagen erst war sie sieben Jahre alt geworden und so hoffte das Kind insgeheim auf ein kleines Geschenk von der Tante. Dann sah es die Tante kommen und staunend betrachtete es den grossen Karton, den sie in die Stube trug und vorsichtig auf dem Sofa ablegte. Der Karton wurde geöffnet und das raschelnde Seidenpapier auseinander gefaltet. Ganz verzückt, vor lauter Freude ganz still, betrachtete das kleine Mädchen die Puppe. Niemals zuvor hatte es solch eine grosse und wunderschöne Puppe erblickt. Sie war so gross, dass sie dem Kind bis an die Brust reichte. Als es die Puppe berühren und im Arm halten durfte, strahlten seine Augen und die Glückseligkeit färbte das schmale blasse Kindergesicht. Keines der Geschwister und kein Kind in der Nachbarschaft hatte jemals solch ein kostbares Spielzeug besessen. So hielt das Kind, auf dem sicheren Sofa sitzend, die Puppe im Arm, bewunderte und liebkoste das kostbare Geschenk. Schweigsam und ganz in sein Glück vertieft, wiegte es das Puppenkind. Behutsam strichen die Kinderhände über das kostbare Kleid. Doch als die Tante gegangen war, nahm die Mutter die Puppe fort und setzte sie in den Kleiderschrank. Nur wenn die Mutter etwas aus dem Schrank holen wolle, konnte man das Puppenkind sehen. Und dann war das kleine Mädchen immer zur Stelle, um einen kurzen Blick auf ihren allergrössten Schatz zu werfen. Ganz oben hinter der mittleren Tür mit dem grossen Spiegel sass sie und lächelte dem traurigen Kinde zu. Niemals wagte es, das Verbot der Mutter zu missachten und den Schrank zu öffnen. Doch es verbrachte viele Stunden vor dem weissen Schrank und dachte an die dahinter sitzende Puppe.

Inzwischen war der Krieg ausgebrochen und seine Wirren bescherten den Menschen viel Kummer und Leid. Vorsorglich hatte die Mutter die bescheidenen Schätze der Familie in den Keller getragen. Zu ihnen gehörte auch die Puppe. Sie war in ihren grün gemusterten Karton zurückgekehrt und geriet mit der Zeit in Vergessenheit.

Viele Jahre später lärmten wieder Kinder in der Stube des kleinen Häuschens und manchmal blieben sie über Nacht. An langen Wintertagen stiegen sie mit dem Grossvater in den Keller hinab um von den saftigen Birnen zu holen. Doch an den Schatz im Karton dachte niemand mehr. Als die ältesten Enkelkinder fast erwachsen waren, starb mitten im Sommer der Grossvater und an einem bitterkalten Novembertag des gleichen Jahres trug man auch die Grossmutter zu Grabe. Im Häuschen zog das jüngste ihrer Kinder, das Nesthäkchen ein.

Fünfundzwanzig Jahre waren vergangen, als sich an einem stürmischen Tage im Herbst die Grenzen öffneten und die Menschen des Landes endlich wieder vereinte. Viele Menschen verliessen in den folgenden Jahren ihre Heimat. Auch das kleine Mädchen von einst musste sich von ihren Kindern und Enkeln verabschieden. Bald stand das Haus der Grosseltern zum Verkauf, denn auch seine Bewohner zogen um. Das Häuschen wurde leer geräumt, Dachboden und Keller entrümpelt. Viele Dinge kamen zum Vorschein, und weckten Erinnerungen an längst vergangene Zeiten.

In einer dunklen Ecke des Kellers fand man einen Karton und als die Finger über den staubigen Deckel strichen und das verblasste Grün zum Vorschein kam, erinnerte sich auch das Nesthäkchen an den Schatz im Kleiderschrank. Das feine Seidenpapier war vergilbt und brüchig, aber unter ihm kam die Puppe zum Vorschein. Das einst glänzende Haar war stumpf und ebenso verstaubt wie das prachtvolle Kleid. Doch abgesehen von kleinen Schäden hatte die Puppe die vielen Jahre gut überstanden. Da säuberte das Nesthäkchen den Karton und brachte ihn vor ihrer Abreise in die neue Heimat der grossen Schwester. Tränen standen ihr in den Augen, als diese den Karton erkannte und beim Anblick des Puppenkindes rollten sie ungehemmt. Jetzt durfte sie die Puppe im Arm halten wann immer sie wollte und niemand würde sie wieder in einen Schrank setzen und die Tür hinter ihr schliessen. Von nun an durfte das Puppenkind in der Stube sitzen und das kleine Mädchen von einst hatte seine Freude daran. Doch nach ein paar Monaten nahm sie die Puppe in den Arm und sagte ihr:“ Mein liebes Puppenkind, du bist noch genau so schön wie damals. Aber sieh mich an. Ich bin inzwischen alt und gebrechlich geworden. Was wird aus dir, wenn ich mich einmal nicht mehr um dich kümmern kann? Es würde mir das Herz brechen, wenn dir böses geschieht. Deshalb habe ich beschlossen, dich an meine älteste Tochter weiter zu geben. Sie wird gut für dich sorgen und dich genauso lieb haben wie ich.“

In weiche Decken gehüllt trat das geliebte Puppenkind seine Reise an. In einem kleinem Dorf in Baden-Württemberg wurde das Bündel an eine Frau überreicht, die mit Erstaunen entdeckte, was sich darin befand. Erst am Telefon erfuhr sie die Geschichte der Puppe und die Geschichte des kleinen Mädchens - ihrer Mutter. Mit klopfendem Herzen und dem Versprechen, immer gut für das Puppenkind zu sorgen, legte sie den Hörer auf. An einem hellen und freundlichen Platz im Wohnzimmer durfte die Puppe ,von nun an sitzen.

Eines Tages aber sprach die Frau zu dem Puppenkind:“ Ich möchte, dass du wieder so schön wirst wie damals an jenem Weihnachtsabend vor vielen, vielen Jahren. Dein Haar soll wieder glänzen und deine Augen wieder leuchten. Und deshalb werde ich dich nochmals auf eine grosse Reise schicken. Also hab keine Angst, dir geschieht nichts. Und noch bevor wir in diesem Jahr die Lichter an unserem Weihnachtsbaum anzünden, bist du wieder zu Hause.“

Sie packte das Puppenkind gut ein und bereits am nächsten Tag trat es seine grosse Reise in die Schweiz an. Vom Fenster der Frau Doktor aus erblickte es das satte Grün der Wälder und drüben am Fuss der schneebedeckten Berge glitzerte der See. Es konnte sich einfach nicht satt sehen an dieser herrlichen Landschaft und reckte seinen Kopf in die Höhe, sobald die Frau Doktor das Zimmer verlassen hatte. Nach vielen Wochen war das Puppenkind wieder ganz gesund und als es in den Spiegel sah, war es wieder genau so wunderschön wie damals in dem hellerleuchteten Schaufenster der grossen Stadt. Es verabschiedete sich von all den anderen Puppen und Teddybären, blickte noch einmal hinüber zum See und legte sich schlafen. Bereits am nächsten Morgen trat das Puppenkind die Reise an.

In dem kleinen schwäbischen Dorf wird das Puppenkind von nun an zu Hause sein. Irgendwann aber wird es wieder im Arm eines Kindes liegen - im Arm der Urenkelin des kleinen Mädchens von damals.

 

Die Geschichten

Inge Dreßler
Helfende Kinderhände


Bernadette Schnüttgen
Und es gibt doch ein Christkind
 


Margarete Kubelka
Ein Puppenwagen für Samantha


Erika Wagner  
Die Puppe  


Rotraud Danker  
Die Puppe  


Sylvia Wentzlau
Mein Puppenhaus


Karin Kitsche
Die Puppe im Schrank


Astrid Gassen
Der Traum vom Puppenhaus


Astrid Gassen
Der Duft von Damals


 



Faszinierende
 Alltagserinnerungen
 




"Erzähl doch mal -
wie's früher war"

 

 

nach oben

[Rund um's Puppenleben][Sammlertermine][Dies & Das][Spiel & Spass][Lieder & Songs][Sonstiges][Gästebuch][Site-Search][Kontakt][Impressum]
© 2000-2006 - www.meine-kleine-puppenwelt.de