Rund ums Puppenleben - Puppengeschichten



Rund um's Puppenleben

  Puppengeschichte
  Puppen sammeln
  Puppen ABC
  Puppenhersteller
  Puppensammler
  Puppengeschichten
  Puppenbücher
  Puppenzeitschriften
  Puppen-Links
  Puppen-Galerie
  Puppen-und  
   Spielzeugmuseen
  Kleinanzeigen
  Puppen E-Cards
  Puppen-Cafe
  Fragen
 

Sammler-Termine

Dies & Das

Spiel & Spass

Lieder & Songs

Mein Flohmarkt

Sonstiges

Gästebuch

Kontakt

Impressum

Website-Search

Home


 
eBay Partnerprogramm



Regio-Flohmarkt
Kalender
Saar-Lor-Lux+

Floh-, Antik und
Sammlermärkte

Puppenmuseen Spielzeugmuseen

News aus der Sammlerwelt

Puppen- und Sammlerbücher

Saarland
 

 

 Puppengeschichten

Berlin 1949

Rotraud Danker  
Die Puppe

  

"Ein alter Mann verkaufte am Alexanderplatz diese Puppe für 80 Mark. Sie war für mich die schönste Puppe, die ich jemals gesehen hatte."
Bild:©www.zeitgut.com

Ich war damals elf Jahre alt und hatte gelernt, das sorgenvolle Gesicht meiner Mutter zu beobachten, hatte gelernt, Rücksicht zu nehmen und zu helfen. An unserem Bahndamm wuchsen die schönsten Veilchen der Umgebung.

Es kostete überhaupt keine Mühe, einen großen Korb damit zu füllen; aber es war schlimm, sie verkaufen zu müssen. Wir fuhren dazu auf den Alexanderplatz und mein Herz klopfte jedesmal, wenn ich dort alleingelassen wurde. Ich wußte, daß dann die Passanten besonders mitleidig reagierten und ich den Verkauf schnell hinter mich bringen konnte.

Der Tag, der mir nie aus dem Gedächtnis gehen wird, fing gut an. Die Veilchen dufteten in meinem Korb und die Sonne schien ganz warm auf meine Kniestrümpfe. Eine alte Frau mit lieben Augen schenkte mir eine Mark, und ein junger Mann steckte drei Sträuße auf einmal ein. Wenig später beugte sich eine Frau über meinen Korb und schob einige Veilchen zu einer Art Biedermeiergebinde zusammen, dabei lächelte sie mich unaufhörlich an.

Doch dann schien die Glückssträhne wie abgeschnitten. Minuten kamen mir wie Stunden vor. Der Platz sah öde und leer aus, als plötzlich ein älterer Mann auf mich zukam. Er stand nachdenklich und traurig vor mir: "Armes Mädchen!"Mit einer schnellen Handbewegung nahm er alle Veilchen aus dem Korb und steckte mir 50 Mark zu.

Als Mutter kam, konnte sie es kaum glauben und ich sah, daß sie sich freute, weil ich so glücklich war. Schnell zog sie mich an der Hand in den S-Bahn-Tunnel. "Weißt du, daß wir jetzt eine Woche lang Speck und Eier haben?"

Meine Vorstellungen von Geld waren schon sehr realistisch, und so fügte ich hinzu: "Und vielleicht auch Kaffee für dich, Mama!"

In diesem Augenblick bemerkten wir einen alten, kränklich wirkenden Mann, der auf dem Fußboden des Tunnels saß. Er sah aus wie ein Bettler aus einem Märchen, und märchenhaft war auch die Puppe, die er im Arm hielt.

"Mutti, siehst du die Puppe? Ich habe noch niemals so eine schöne Puppe gesehen! Wenn wir Geld hätten, dann würde ich mir auf dieser Welt nur diese Puppe wünschen!"

Mutter zog mich weiter.

"Warum können wir nicht wenigstens fragen, Mutti?"

Unschlüssig verhielt sie den Schritt.

"Mutti, bitte laß uns fragen."

"Kind, der Mann ist auch arm, er muß Geld dafür bekommen“, erwiderte sie unschlüssig. Schließlich machten wir doch kehrt und gingen zum Tunnel zurück.

Mein Herz klopfte bis zum Hals, als Mutter mit dem alten Mann sprach. Ich war so aufgeregt, daß nur noch Wortfetzen mein Ohr erreichten: "80 Mark, ich kann die Puppe nicht verschenken, leider."

Noch heute sehe ich in meinen Träumen die traurigen Augen meiner Mutter und die des alten Mannes.

Ich weinte nicht. Ich hatte begriffen, daß es nicht ging. Mutter ließ mich noch einmal stehen, um ein Taschentuch aus dem Beutel zu ziehen. Ich merkte nicht einmal, wann sie mich wieder an die Hand nahm und mich in die S-Bahn schob. Auf der ganzen Fahrt habe ich gelitten, weil ich meiner Mutter nicht helfen konnte.

Als ich abends im Bett lag und die Anspannung einer großen Müdigkeit wich, kam meine Mutter noch einmal zu mir. Sie hatte ihren Einkaufsbeutel bei sich, öffnete ihn langsam und zog eine Schachtel heraus. Sie beugte sich über mich, gab mir einen Kuß und legte mir glücklich lächelnd die Puppe in den Arm: "Es geht weiter, mein Kind, mit und ohne Puppe!"

Ich konnte vor Freude und Aufregung nicht schlafen.

Und noch heute bleibe ich wach, wenn ich darüber nachdenke, denn heute weiß ich, daß meine Mutter sich zu dem Puppenkauf entschloß, weil sie an diesem Tag überhaupt keinen Lebensmut mehr hatte und wenigstens mich glücklich machen wollte. Daß sie dann aber doch alle Kräfte zusammennahm, lag bestimmt an mir und meiner Puppe.

 

 

Mit freundlicher Genehmigung des Zeitgut-Verlages
Bilder: © Zeitgut-Archiv

 

Die Geschichten

Inge Dreßler
Helfende Kinderhände


Bernadette Schnüttgen
Und es gibt doch ein Christkind
 


Margarete Kubelka
Ein Puppenwagen für Samantha


Erika Wagner  
Die Puppe  


Rotraud Danker  
Die Puppe  


Sylvia Wentzlau
Mein Puppenhaus


Karin Kitsche
Die Puppe im Schrank


Astrid Gassen
Der Traum vom Puppenhaus


Astrid Gassen
Der Duft von Damals


 



Faszinierende
 Alltagserinnerungen
 


Buchtipps aus dem Zeitgut-Verlag

"Erzähl doch mal -
wie's früher war"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

nach oben

[Rund um's Puppenleben][Sammlertermine][Dies & Das][Spiel & Spass][Lieder & Songs][Sonstiges][Gästebuch][Site-Search][Kontakt][Impressum]
© 2000-2006 - www.meine-kleine-puppenwelt.de