Markgrafenheide
und Warnemünde bei Rostock - Gedser - Kopenhagen; Sommer 1960, Sommer
1990
Edith
Rabe
Wir konnten uns nur zuwinken
Ich
befinde mich an Deck des Motorschiffes „Seebad Ahlbeck", das
Kurs auf die dänische Insel Falster nimmt. Langsam entschwindet
meinen Blicken der Hafen von Warnemünde, die Silhouette der Stadt.
Bald schon ist ringsherum nur noch Wasser. Daß das Land aber nicht
fern ist, zeigen die Möwen an, die unser Schiff immer noch umkreisen.
Ich
laufe zum Bug des Schiffes und spähe gespannt in die Ferne. Ist Dänemark
schon in Sicht? Angestrengt suchen meine Augen das Meer ab. Endlich
taucht am Horizont, zuerst nur schemenhaft, die Insel Falster auf.
Langsam nähert sich das Schiff dem dänischen Hafen Gedser, meinem
Reiseziel. Vor drei Wochen bin ich mit meiner Seminargruppe des
Lehrerbildungsinstitutes Leipzig ins GST-Zeltlager*) nach
Markgrafenheide an der Ostsee gekommen. Ich bin zum ersten
GST-Zeltlager
in Markgrafenheide bei Warnemünde. In der Mitte, mit Brille, das bin
ich.
Mal am
Meer. In jeder freien Minute gehe ich zum Strand, wenn es warm ist, im
Bikini, um mich den Wellen entgegenzuwerfen, oder an kühlen Tagen im
Seemannspullover, um ferne Schiffe zu beobachten. Als es hieß, daß
eine Fahrt mit einem Motorschiff bevorstehe, habe ich mich riesig
gefreut. Doch jetzt, da wir der dänischen Küste entgegenschippern,
mischt sich in den Jubel Wehmut, denn in Gedser dürfen wir nicht von
Bord gehen. DDR-Bürgern ist es verwehrt, den Fuß in ein westliches
Land zu setzen. Wer Geld und etwas Glück hat, kann im Reisebüro
einen Urlaubsplatz in einem osteuropäischen Staat ergattern. Ich habe
beides nicht. Außerdem will ich nicht nur in ein „erlaubtes
Land" reisen. Mir haben es jene Länder angetan, die für uns
unerreichbar sind. Daher habe ich begonnen, Ansichtskarten zu sammeln,
die uns unsere westdeutschen Verwandten von überall her zuschicken.
Inzwischen besitze ich eine stattliche Anzahl. Im Zeltlager kam mir
die Idee, wie ich die Schiffsreise nutzen kann, um meine Sammlung zu
vergrößern. In eine leere Streichholzschachtel habe ich einen
kleinen, mehrfach zusammengefalteten Zettel gelegt mit meiner
Anschrift und der Bitte an den Finder, mir doch eine Karte aus Dänemark
zu schicken.
Voller
Erwartung blicke ich jetzt dem Hafen Gedser entgegen und halte dabei
meine Schachtel, die ich mit einem kleinen Stein beschwert habe,
krampfhaft fest. Am Anlegeplatz stehen viele Menschen. Wie auf
Verabredung winken sich die Leute zu. Als das Schiff endlich fest
verankert im Hafenbecken liegt, versuche ich, Kontakt zu den Menschen
aufzunehmen. Ich gebe zu verstehen, daß ich Ansichtskarten sammle und
werfe meine Schachtel in die Menge. Ich habe Glück, durch den Stein
gewichtig geworden, fällt sie nicht ins Hafenbecken, sondern fliegt
hinüber und landet bei einem jungen Mann, der sie
Im
Jahre 1960 konnten wir DDR-Bürger zwar noch mit dem Schiff nach
Gedser fahren, von Bord gehen durften wir jedoch nicht.
geschickt
auffängt. Am Ufer und auf dem Schiff entsteht jetzt Bewegung, andere
wiederholen, was ich vorgemacht habe. Ich bin nicht die einzige, die
auf diese Weise Verbindung zu den Menschen am Kai sucht. Doch meine
Stimmung, bis jetzt von Heiterkeit geprägt, wird zunehmend bedrückter,
je länger ich den Promenierenden vom Schiff aus zusehe. Viele
deutsche Touristen sind darunter. Wir sprechen dieselbe Sprache und dürfen
trotzdem nicht das gleiche tun. Sie gehen an Land spazieren, doch wir
müssen an Bord bleiben. Bevor ich noch lange darüber nachdenken
kann, legt unser Schiff schon wieder ab. Ein letztes Winken und
Zurufen, dann entschwindet die dänische Küste ganz langsam meinen
Blicken.
Wieder
zu Hause, wartet tatsächlich eine Ansichtskarte aus Kopenhagen auf
mich. Die erste farbige, große Karte für meine Sammlung! Immer
wieder betrachte ich sie. Auf der Rückseite steht geschrieben:
Viele
Grüße aus Dänemark sendet Ihnen Theo Weber. Ich konnte Ihnen leider
an der Kaimauer nur zuwinken ...
Einmal
in diese faszinierende Stadt reisen, das ist mein größter Wunsch.
Ein paar Tage später treffen noch zwei Karten aus Gedser sowie zwei
Fotos ein, die der freundliche Absender von unserem Schiff gemacht
hat.
Im
Sommer 1990, fast auf den Tag genau dreißig Jahre später, erfüllt
sich mein Traum. Nach der Währungsunion buche ich bei einem
Busunternehmen für 99 DM eine Fahrt nach Kopenhagen. Gegen Abend
steige ich in Vetschau in den Bus. Von Warnemünde geht es mit der Fähre
bis Gedser und von dort weiter mit dem Bus bis Kopenhagen.
Als ich
dann auf dem Rathausplatz von Kopenhagen stehe, den ich bisher nur von
der alten Ansichtskarte her kenne, kann ich mein Glück kaum fassen.
Eine Stadtrundfahrt führt mich anschließend zu weiteren Sehenswürdigkeiten.
Am späten Nachmittag sitze ich erschöpft wieder im Bus, lasse erst
Kopenhagen, dann Gedser hinter mir. In der Abendsonne geht es mit der
Fähre zurück nach Warnemünde. Am nächsten Morgen, gegen vier Uhr,
komme ich zu Hause an, todmüde, aber glücklich.
*)
Gesellschaft für Sport und Technik: 1952 gegründete
Massenorganisation der DDR zur vormilitärischen und wehrsportlichen
Erziehung und Ausbildung.
Aus:
„Von hier nach drüben",
Reihe ZEITGUT, Band 11.
Oldenburg -Neapel, Italien;
1955/56
Ingeborg
Werneken
O mia bella Napoli
Als
nach dem großen Kriege zehn Jahre vergangen waren, hatten die
Deutschen wieder ein Dach über dem Kopf und sich so richtig satt
gegessen, so daß sie begannen, nach neuen Genüssen Ausschau zu
halten. Schicke Kleidchen wippten über Petticoats und das
„Pferdeschwänzchen", die neue Haartracht, wehte im Wind, wenn
die Teenager-Girls sich fest an ihre Boys klemmend mit Tempo 60 auf
ihren Motorrollern durch die Straßen brausten. Etwas ältere
Semester, wie wir, gesetzt und mit Familie, dachten an ein Auto, ein
kleines. Eines Tages stand tatsächlich ein „Käfer", kaum
100.000 Kilometer auf dem Buckel, vor unserer Haustür.
Dann
brach das Reisefieber aus. Aus den neuen Radios erklang „O mia bella
Napoli" und „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer
versinkt" und die Germanen starrten wie 2000 Jahre vordem ihre
Vorfahren, gebannt auf Bella Italia, denn „Kennst du das Land
..." hatte schon Goethe gefragt. Die erste Blechlawine setzte
sich in Gang über die damals noch nicht untertunnelten Berge, rastlos
über Schotterstraßen, vorbei an ungeschützten Steilhängen über
die Alpen, wie weiland Hannibal mit seinen Elefanten.
In
Italien brach die große Freude aus. Campingplätze wurden angelegt,
die ersten Bettenburgen, drei bis vier Stockwerke hoch, reckten sich
gen Himmel. Und wenn abends beim Mandolinenklang die Nachbarn aus dem
kalten Norden es gar so schlimm trieben in trunkener und ungewohnter
Weinseligkeit, sprach man hinter vorgehaltener Hand schon mal vom „Furor(e)
Teutonicus", denn seit 2000 Jahren hatten die zarten und
feinsinnigen Südländer den Sturm, der damals über sie
hinwegbrauste, nicht vergessen.
Meine
beiden Töchter vor einem
Kiosk in Italien mit einem Mickymaus-Heft auf Italienisch.
Um
mehr und immer mehr dieser blonden Riesen ins Land zu locken -und
lange bevor der Teutonengrill an der Adria Wirklichkeit wurde - gab
man Benzingutscheine aus, die den kostbaren Treibstoff ins gelobte
Land verbilligten, während die Eingeborenen zähneknirschend einen
hohen Preis zahlen mußten. Und - man kennt das ja bei diesen Südländern
- sie waren ohne Maß und Ziel und verschwendeten die Marken mit
vollen Händen. Daraus entwickelte sich eine Art „Geschäft",
von Nutzen für beide Seiten: Man brauchte bei der Reiseplanung nur
„vier Wochen Sizilien" anzumelden, um verbilligte Bons für
3000 Kilometer zu erhalten. Tatsächlich fuhr man nur bis zum Gardasee
und verkaufte die überflüssigen 2000-Kilometer-Marken mit Aufpreis
an die schon wartenden Italiener. So mancher deutsche Urlauber
finanzierte auf diese Art einen Teil seines Urlaubs. O bella Italia!
Wir
gehörten selbstverständlich nicht zu jener Sorte von Zeitgenossen.
Oh nein, wir fuhren bis Neapel und hatten, na sagen wir mal, Marken
bis Salerno. Reine Vorsorge, versteht sich. Man benötigte ja auch
Benzin zum Hin- und Herfahren, denn ich mochte keine Stadt verlassen,
ehe ich nicht sämtliche Kirchen und Museen von innen bestaunt, jeden
Marktplatz besichtigt und an jeder Ausgrabungsstätte heimlich
gebuddelt hatte. Zum Leidwesen unserer beiden Töchterchen, deren
kleine Beinchen manchmal nicht mehr mitlaufen wollten.
So
zogen wir träumenden Herzens, den alten VW bis übers Dach beladen
mit Zelt, Gaskocher, Bettwäsche und zwei kleinen Blondschöpfen, auch
im Jahr 1956 durch das gelobte Land voller Sonne, Wärme, Wein und
Papagalli immer weiter nach Süden. Wir kamen nach Herculaneum, und
besichtigten dann die Ausgrabungen in Pompej. In das berühmte
Freudenhaus mit den obszönen _ heute nennt man das erotisch _
Wandmalereien durften nur die Männer eintreten, ich mußte vor der Tür
bleiben, die Kinder natürlich auch. Alles ging gesittet zu, niemand wäre
im Badeanzug in den Speisesaal oder über die Straße gegangen, und für
Besichtigungen hatte man seine Sonntagskleidung mit.
„Neapel
sehen und dann sterben" - heißt es. Ein besonderes Andenken
sollte mich zehn Jahre lang an unseren Urlaub 1956 erinnern.
In Napoli, wo der Vesuv gerade „streikte" und die berühmte
Rauchfahne nicht über der Bucht stand, wollte ich wenigstens das
vielbesungene „Santa Lucia" sehen, das Hafenviertel. Ich ahnte
ja nicht, was uns dort erwartete: Hütten aus Blech und Pappe,
bettelnde Kinder, Steinwürfe und Schwarzhändler - späte
Kriegsfolgen.
Zwei
Uhren wollte man uns verkaufen, eine für Papa und eine für Mama, natürlich
aus echtem Gold. Diese Spangenuhr sah wirklich picobello aus, aber 50
Mark waren damals viel Geld. Und überhaupt hatten wir ja unsere
Prinzipien: wir kaufen doch keine keine illegale Ware!
Doch
als wir mit Müh' und Not und vielfachem „No, no, no!" endlich
wieder im Wagen saßen, steckten diese Unermüdlichen, Aufdringlichen
ihre schwarzgelockten Schöpfe ins geöffnete Autofenster und flüsterten
„Benzinbon".
Was
soll ich sagen? Mindestens zehn Jahre hatte ich Freude an meiner
„echt goldenen" Spangenuhr, wenn sie auch von Jahr zu Jahr
silberner wurde. Aber was soll's, Gold vergeht, Erinnerung bleibt. O
mia bella Napoli!
Aus:
„Deutschland - Wunderland",
Reihe ZEITGUT, Band 18.
Schmolz*)
bei Breslau, Schlesien; 1939
Hans-Heinrich
Vogt
Frust
und Baldrian
Mit
„Mundus vult decipi" brachte uns ein wackerer Lateinlehrer bei,
daß die Welt betrogen werden will. Dazu lieferte mein Vater die
Dokumentation - in bester Absicht freilich, und ich denke noch heute
dankbar daran, wie sich mein Vater mühte, uns zwei aufgeweckte Rangen
im langweiligen Sommerurlaub zu beschäftigen. Meine Schwester und ich
hatten das Gebirgsdorf im schlesischen Bergland schon von vorn bis
hinten erkundet, alle Pferde gefüttert, alle Hunde geneckt, jeden
Bach durchwatet. Was sollten wir noch tun?
Mein
Vater hatte eine Idee: „Wie wäre es, wenn ihr ein bißchen durch
Wald und Feld streifen und Baldrian suchen würdet? Baldrianwurzeln
braucht man, um daraus ein Beruhigungsmittel herzustellen, doch es
gibt nicht genug Leute, die die Wurzeln ausgraben und zum Apotheker
tragen. Ich habe gerade den hiesigen Apotheker gesprochen; er sucht
dringend Baldrianwurzeln. Wollt ihr euch nicht ein paar Pfennige
verdienen und auf die Suche gehen? Es gibt eine Mark fürs Kilogramm
Wurzeln!"
Meine
Schwester und ich schauten uns an. Wenn die Langeweile noch weiter um
sich griff, würden wir annehmen. Das wußten wir beide.
Am
nächsten Tag war es soweit. Seufzend zogen wir mit Hacke und Schaufel
aus und fahndeten nach Baldrianwurzeln. Es war gar nicht so einfach,
sie zu finden, und noch viel aufwendiger, wägbare Mengen davon zu
erwirtschaften. Nun, seit jener Zeit weiß ich, wie langsam ein
Naturprodukt zu einem Kilogramm heranwächst, weiß auch zu schätzen,
welche Arbeit Baumwollpflücker und Teezupfer auf sich nehmen. Der
Triumph kam am Tag, als wir den Apotheker das Säckchen mit den
sauberen Baldrianwurzeln auf den Tisch legen konnten.
„Tadellose
Ware, wirklich. Und ich brauche sie dringend."
Die
Waage zeigte fast akkurat ein Kilogramm. „Ich bin nicht
kleinlich", meinte der Mann im weißen Kittel, „es fehlen ein
paar Gramm, aber sei's drum. Hier habt ihr eine Mark, die euch gehört."
Wir
zogen ab in dem Bewußtsein, dem Apotheker einen Dienst erwiesen zu
haben, weil er Baldrian brauchte. Da war aber auch das erhebende Gefühl,
mit ehrlicher Arbeit zu Geld gekommen zu sein.
Ehrlich
war's, aber nicht von Vaters Seite. Viel, viel später hat er meiner
Schwester und mir gestanden, daß die Sorge um die Behebung der
Langeweile, die uns plagte, ihn zu einer List greifen ließ. Er war
mit dem Apotheker des Urlaubsortes ins Gespräch gekommen: Die Mark,
die uns der Heilkräuterexperte in die Hand drückte, hatte er zuvor
augenzwinkernd von unserem Vater eingesteckt!
So
war allen geholfen: Wir waren beschäftigt, verdienten Geld, sonnten
uns im Glorienschein einer guten Tat, unsere Eltern ersparten sich
quengelnde Kinder, und dem Apotheker mag es Spaß gemacht haben, das
Spielchen zu inszenieren. Daß unsere Baldrianwurzeln alsbald achtlos
im Müll landeten, hat uns freilich noch viel später sehr gewurmt und
blieb als Lehre präsent: Die Welt will betrogen sein - und sei es
auch nur im Interesse eines harmonischen Urlaubs.
*) heute Smolec in Polen
Aus: „Heil
Hitler, Herr Lehrer!",
Reihe ZEITGUT, Band 13.
Berlin
– Teupitz, Brandenburg
Juli 1923
Liselotte
Haak
Ein unvergeßlicher Sommer
In den
Zwanziger Jahren sagte man nicht wie heute „wir fahren in Urlaub“
oder „wir machen Ferien“, nein, die wohlbetuchten Leute fuhren in
die „Sommerfrische“, reisten zur Erholung in den Harz, in die
Heide, an den Nord- oder Ostseestrand. Auslandsurlaube kannten wir
damals noch nicht. So wollte auch mein Stiefvater, der Großkaufmann
Max Hübner, mit seiner Frau und zwei Kindern in die Mark Brandenburg
an den Teupitzer See fahren. Die Pension, südlich von Berlin gelegen,
hatte ihm unser Kaufmann Zickelbein empfohlen, der dort am Wochenende
angelte. Zur Entlastung der Hausfrau heuerte man ein Kindermädchen
an. Trude Nentwich, 16 Jahre alt, war uns wohlbekannt, weil sie wie
wir in der Cotheniusstraße 1 im Stadtbezirk Prenzlauer Berg wohnte.
Sie hatte ein Gesicht wie eine bösartige Bulldogge, mein Bruder und
ich mochten sie überhaupt nicht leiden.
Mitte Juli 1924 war es soweit. Fein angezogen stand ich am Fenster und
hielt nach der Taxe Ausschau, die uns zum Anhalter Bahnhof bringen
sollte. Meine Eltern hatten mir bei Wertheim neue Kleidung gekauft.
Ich trug ein zartrosa Voile-Kleid, ein hellgraues Wollmäntelchen mit
blauen Patten an Ärmeln und Taschen und dazu ein rosa Strohhütchen
mit Rosenknospen, das abscheulich drückte.
An die Eisenbahnfahrt nach Teupitz kann ich mich nicht mehr erinnern,
wohl aber an unsere Ankunft dort. Am Eingang eines weißen
Lattenzaunes empfing uns die Pensionswirtin, Frau Kammholz, eine
hagere Frau mit braunem Indianergesicht. Zu meiner großen Freude
wurde sie von einem silbergrauen Spitz begleitet. Der bellte zwar zunächst,
aber das schreckte mich nicht. Schon damals liebte ich Hunde über
alles. Der kleine Junge, der neben ihr stand, interessierte mich
weniger, obwohl sie zu ihm sagte: „Siehst du, Klausi, nun kriegst du
endlich Spielgefährten.“
Er war fast fünf Jahre alt, also beinahe so alt wie ich.
Wir wurden in unsere Sommerwohnung geführt, die aus zwei Zimmern und
einer Küche bestand. Eine Ferienwohnung war damals etwas sehr
Ausgefallenes und entsprechend teuer. Mein Stiefvater wollte
vermutlich nicht gern auf die exzellenten Kochkünste seiner Frau
verzichten. Gleich am zweiten Tag hatte er für uns drei Kinder einen
großen Berg Spielsand anfahren lassen. Klausi bekam genau wie wir das
passende Sandspielzeug dazu, ebenso Bälle, Holztiere und Schiffchen.
Am liebsten aber spielte ich mit den Hunden, außer Hauderle gab es
noch einen lieben Jagdhund. Er hieß Hektor und folgte mir auf Schritt
und Tritt. Er durfte sogar mit in unsere Höhle. Das war ein
kreisrundes Gartenfleckchen, von dichtem Buschwerk umgeben. Durch den
Eingang mußte man auf allen Vieren kriechen. Hier waren wir den
Blicken der Erwachsenen entzogen. Klausi hatte aus der Küche allerlei
Geräte entwendet, alte Kannen, Tassen ohne Henkel, Siebe und Schöpflöffel,
mit denen wir Familie spielten. Wir konnten uns ganz gut alleine beschäftigen.
Von unserer „Perle“ Trude hatten wir nichts, denn sie verschwand
schon nach ein paar Tagen in Richtung Heimat, weil es ihr hier nicht
gefiel. Aber auf dem nachfolgenden Foto ist sie noch zu sehen. Sie
steht ganz links außen neben dem Dienstmädchen der Pension. Der große
Herr ist ein Kunstmaler, begleitet von seiner Mutter und seiner Tante.
Dann folgen die beiden Lehrerinnen, die eine, Frau Lejeune, im
Liegestuhl sitzend. Das junge Mädchen rechts außen ist die hübsche
Haustochter Annemarie, auf die meine Mutter überaus eifersüchtig
wurde. In der zweiten Reihe stehe ich mit Haarschleife neben meiner
Mutter, zwei Freundinnen der Frau Kammholz und einer Hausdame. Ganz
vorn sitzen mein Stiefvater mit meinem Bruder Erich, der Spitz „Hauderle“
und die Wirtin mit Klausi. Sie war eine Kriegerwitwe.
Zur
Sommerfrische fuhren wir 1923 in die Mark Brandenburg und wohnten in
einer Pension am Teupitzer See, südlich von Berlin. Für mich als Großstadtkind
war es aufregend und abenteuerlich, von so viel Natur umgeben zu sein.
Es waren die schönsten Ferien meiner Kindheit – wenn auch mit einem
bitteren Ende.
Wir lernten die Pensionsgäste beim Kaffeetrinken im Garten und an der
langen Abendtafel kennen. Besonders die beiden Lehrerinnen
unterhielten sich oft mit mir. Die eine wunderte sich, daß ich noch
keine Sonnenblumen kannte und versprach mir, eine
Sonnenblumen-Ansichtskarte nach Berlin zu schicken. Ich habe
vergeblich darauf gewartet.
Wir genossen die wundervollen Wochen. Tag für Tag strahlte die Sonne
vom Himmel herab, Regenwetter gab es nicht. Häufig fuhren alle Gäste
gemeinsam mit einem Pferdewagen zur Badeanstalt. Es machte mir
riesigen Spaß, neben dem Kutscher vorn auf dem Bock zu sitzen und die
Pferdepopos zu beobachten. Und dann das Baden! Die Damen trugen alle
schwarze Badeanzüge mit Röckchen, die Herren Badehosen bis zum Knie.
Meine Mama hatte eine ballonförmige Bademütze aus Gummi auf. Das
Wasser war herrlich warm, und ich machte meine ersten Schwimmversuche.
Einmal nahmen mich mein Stiefvater und Herr Zickelbein zum Angeln mit.
Ich sollte die Fische von den Haken lösen und in einen Wassereimer
werfen. Aber das empfand ich als schreckliche Tierquälerei und
weigerte mich. Immerhin konnten wir vom Kahn aus eine Reiherkolonie am
andern Ufer beobachten.
An eine Nacht erinnere ich mich mit Grauen. Meine Eltern waren abends
mit Bekannten zum Segeln gefahren und hatten uns Kinder
alleingelassen. Wir durften ausnahmsweise in den Ehebetten schlafen.
Erich und ich wurden mitten in der Nacht von einem schrecklichen
Gewittersturm geweckt. Der Donner krachte, und der Regen klatschte
heftig an die Fensterscheiben. Wir weinten entsetzlich, aber niemand hörte
uns. Ich wußte schon, wie schnell Segelboote umschlagen können und wähnte
meine Eltern bereits ertrunken im See liegen. Im Morgengrauen kamen
sie Gott sei Dank wohlbehalten nach Teupitz zurück. Sie hatten noch
vor dem Sturm das Ufer erreicht und in einem fremden Bootshaus übernachtet.
Wenn ich Langeweile hatte, ging ich in den Keller. In dem hellen,
langen Raum hüpften Hunderte von winzigen Fröschlein herum. Sie
waren nicht größer als mein kleiner Finger. Ich steckte sie in eine
Zigarrenkiste und setzte sie im Garten wieder aus. Der Keller hatte
eine wundervolle Akustik, und ich sang darin aus voller Kehle. Eine
der Lehrerinnen sagte daraufhin zu meiner Mutter: „Ihre Tochter hat
eine gute Stimme, lassen Sie die mal später ausbilden.“
Mama fand das albern und erzählte es mir lachend. Ihre gute Laune und
Urlaubsfröhlichkeit verwandelte sich leider bald in Eifersucht, denn
mein Stiefvater, den sie „Luftikus“ nannte, hatte mit der hübschen
Haustochter ein Techtelmechtel angefangen. Um seine Frau wieder zu
versöhnen, arrangierte er eine Italienische Nacht – ein rauschendes
Fest mit Musik, Tanz und Phantasiekostümen. Im Garten wurde ein
Tanzboden gezimmert. Lichterketten aus vielen kleinen Glühlämpchen,
unterbrochen von Lampions und Luftballons, boten schon bei Tageslicht
ein buntes Bild. Auch ein kaltes Büffet wurde aufgebaut.
Wir Kinder durften aufbleiben und alles miterleben. Ich beobachtete,
wie sich meine Mama als Maharadscha verkleidete. Sie drapierte nicht
nur Laken als Gewand um ihren Körper, sondern zauberte auch einen
tollen Turban mit einer funkelnden Brosche aus falschen Steinen. Dazu
schminkte sie sich ganz braun. Zu meinem Stiefvater paßte vorzüglich
der Pirat mit Augenklappe und rotem Halstuch. Mich hatte Mama in den
hellblauen Anzug meines kleinen Bruders gezwängt. Das gefiel mir gar
nicht, weil er viel zu eng war. Klein-Erich bekam echte Lederhosen und
ein Seppelhütchen mit Feder, um die ich ihn beneidete. Klausi fühlte
sich im Mädchenkleid von mir und großer Haarschleife auch nicht sehr
wohl.
Meine Mutter war erleichtert, als ihre Nebenbuhlerin ein braves Rotkäppchen
im Dirndlkleid darstellte. Erich und ich konnten die Dunkelheit kaum
erwarten. Mein Stiefvater hatte eine sechsköpfige Tanzkapelle
engagiert. Nach den leiblichen Genüssen wurde eifrig das Tanzbein
geschwungen. Wir Kinder sorgten dafür, daß sich das kalte Büffet
schnell leerte. Natürlich teilte ich meine Häppchen mit dem
geliebten Hektor!
Bei Erdbeerbowle und Sekt gerieten alle Gäste in heiterste Stimmung.
Wir Kinder wuselten zwischen tanzenden Seejungfrauen,
Schornsteinfegern und Matrosen herum. Es war ein unvergeßliches
Erlebnis, das von einem Feuerwerk gekrönt wurde. Die Pensionsgäste
schwärmten noch lange davon und bedankten sich bei Max Hübner.
Die Ferien waren fast zu Ende, als meine Großeltern zu Besuch kamen.
Meine Mama bekam gleich Krach mit ihrer Mutter. Die hatte auf dem Küchentisch
zwischen herumliegenden Makkaroni, Zwiebeln und Tomaten ein paar
verstreute Zehnmarkscheine erblickt. Sie schimpfte: „Wie kann man
nur so bodenlos liederlich sein! Wenn ihr weiter so mit dem Geld
herumschmeißt, wird es euch später mal fehlen!“
Darüber konnte meine Mama nur lachen, nicht ahnend, daß sich die
Prophezeiung bald bewahrheiten sollte.
Für mich endeten die Sommerferien einen Tag später mit einem Eklat.
Mein Stiefvater hatte am frühen Abend fröhlich eins getrunken und
wurde übermütig. Im Piratenkostüm, auf allen Vieren kriechend und
mit einem Messer im Mund, hatte er die ganze Familie in eine Ecke gedrängt,
nachdem er geschrien hatte: „Ich bring’ euch alle um!“
Wir Kinder wußten nicht, ob es Spaß oder Ernst war und hatten Angst.
Mein treuer Begleiter Hektor rettete die Situation, indem er den
Betrunkenen bellend und zähnefletschend verjagte.
Meine Großmutter war entsetzt und schrie: „Das Kind kommt jetzt zu
uns!“
Sie packte sofort meine Sachen für die Abreise. Da mein Großvater
auch mein Vormund war, konnte er meinen Aufenthaltsort bestimmen. Ich
widersetzte mich heulend: „Ich will bei Hektor bleiben! Und eure
ollen Schmalzstullen will ich auch nicht essen!“
Noch am gleichen Abend hielt ich wieder Einzug in die Berliner
Pintschstraße, wo ich bis zur Schulentlassung 1934 ein weniger
aufregendes, aber sehr behütetes Leben führen konnte.
Aus:
„Zwischen Kaiser und Hitler“,
Reihe ZEITGUT, Band 15.
Friedrichshafen
– Oldenburg
1935–1937
Jan
Eilers
„Luftschiff
– – – marsch!“
„Was
meinst du, wo wollen wir dieses Jahr hinfahren?“
Wie in jedem Jahr stellte Vater mir auch im Sommer 1935 diese Frage.
Er war Eisenbahner und bekam jährlich mehrere kleinere Freifahrten.
Einmal im Jahr aber gab es für die ganze Familie eine große
Freifahrt für Deutschland, Österreich, Schweiz und Schweden.
Lange zu überlegen brauchte ich nicht: „Ich möchte nach
Friedrichshafen, um das neue Luftschiff LZ 129 anzusehen!“ Vater war
einverstanden, zumal er die Landschaft dort sehr reizvoll fand.
Die nette Familie, bei der wir in Friedrichshafen Unterkunft fanden,
hieß Sauter. Frau Sauter sagte uns, daß eine Besichtigung des
Luftschiff-Neubaus nicht möglich sei. Sie wüßte es von ihrem Mann,
der im nächsten Jahr als Maschinist auf dem LZ 129 fahren würde.
Jawohl, es hieß „fahren“, nicht fliegen, wurden wir aufgeklärt.
Aber wir hätten Glück, morgen früh könnten wir die Abfahrt des
riesigen Luftschiffes „Graf Zeppelin“ nach Amerika beobachten, ihr
Mann sei bereits an Bord. Die Ankunft eines Luftschiffes wurde
rechtzeitig per Funk angesagt. Daraufhin wurden vom Luftschiffgelände
drei Böllerschüsse abgefeuert, um die Ankunft der Bevölkerung
bekanntzugeben. Auch die zum Luftpostdienst eingeteilten Postler
hatten umgehend im Postamt zu erscheinen, um die mit Kraftfahrzeugen
angefahrene Post zu sortieren. Das mußte immer sehr schnell gehen,
sie eiferten dann um die Wette. Besonders verdiente Beamte im Post-
oder Telegrafendienst erhielten ab und zu kleine Binnenflüge als
Freiflüge. Frau Sauter erklärte uns auch, was das Kürzel „LZ“
bedeutet, nämlich „Luftschiff Zeppelin“. Nun wollte ich noch
wissen, weshalb zwischen LZ 127 und LZ 129 eine Lücke klaffte. Wir
erfuhren von Frau Sauter, daß LZ 128 zwar auf dem Reißbrett
existiere, aber warum es nicht gebaut werde, wisse sie selbst nicht.
Den Grund dafür erfuhr ich erst viele Jahre später.
Ich konnte vor Aufregung nicht schlafen und war froh, als es endlich
Morgen war und wir losgingen. Schon von weitem sahen wir die riesige
Silberzigarre, umringt von einer großen Menschenmenge. Eine
„Zigarre“ bekam auch mein Vater von einem Wachmann verpaßt. Vater
wollte sich doch tatsächlich eine echte Zigarre anstecken und hatte
nicht daran gedacht, daß vor uns eine gigantische Wasserstoffbombe
lag!
Aus dem Bauch des Luftschiffes rauschten große Mengen Ballastwasser,
man sah, wie das Schiff immer leichter wurde und die Haltetaue der
Bodenmannschaft sich strafften.
Durch das Megaphon ertönte schließlich das Kommando: „Luftschiff
– – – marsch!“
Passagiere
eilen zur „Fahrgastanlage“ des LZ 129. Sie befand sich etwa
Mittschiffs und verfügte Backbord und Steuerbord über schräg nach
unten stehende Fenster, die geöffnet werden konnten und den
Passagieren eine hervorragende Aussicht boten. Zwei nach unten
schwenkbare Treppen erlaubten den bequemen Ein- und Ausstieg am Boden.
Für die Passagiere standen anfangs 50, nach der Erweiterung 72 Betten
zur Verfügung. Für die Besatzung gab es 54 Schlafplätze.
Als das Schiff ganz langsam auf etwa 50 Meter Höhe gestiegen war, hörte
man das Ring–ring–ring der Maschinentelegrafen. Die fünf
Maybach-Motoren fingen an zu brummen, die riesigen Luftschrauben
begannen zu mahlen. Aus den Lautsprechern des Schiffes erklang das
Lied: „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus!“
Unter begeistertem Winken Tausender Zuschauer verschwand der Riese am
Horizont.
Ein
Jahr später sah ich ihn wieder. Es war am frühen Morgen des 26. März
1936, als die beiden Luftriesen LZ 127 „Graf Zeppelin“ und LZ 129
„Hindenburg“ in Friedrichshafen zu einer Deutschlandfahrt
aufstiegen. Vier Tage, drei Nächte und 7 000 Kilometer lagen vor
ihnen, bis sie am 29. März wieder in Friedrichshafen landen sollten.
Kommandant von LZ 127 war normalerweise Hugo Eckener, diesmal aber war
es Kapitän Hans von Schiller.
Kommandant von LZ 129 war Kapitän E. A. Lehmann. Dieser schrieb am
28. März 1936 an Bord der „Hindenburg“ folgenden Bericht:
„Hamburg wirkt geradezu märchenhaft. Ein Meer von Lichtern, ein
unendliches Flimmern, eine einzige prachtvolle Festbeleuchtung der
ganzen Millionenstadt!
Die Sirenen der Schiffe vereinigen sich mit dem Pfeifen der
Lokomotiven zu einer Begrüßungs-Sinfonie. Eine Stunde kreuzen unsere
Luftschiffe über Hamburg, dann trennen wir uns für die Nacht von LZ
127 ,Graf Zeppelin‘.
Die ,Hindenburg‘ verbringt die Nacht über der Nordsee. Gegen 4 Uhr
wird Helgoland angefahren, um 6 Uhr Wyk auf Föhr, die Heimat des Präsidenten
Christiansen, der an unserer Fahrt teilnimmt. Nach der sternklaren
Nacht über der Nordsee machen wir jetzt eine Schlechtwetterfahrt. Der
Himmel ist tiefverhangen, ununterbrochen rinnen die Regenbäche über
die Scheiben. Der Begeisterung kann aber kein Landregen Abbruch tun,
und so war auch der Empfang in Oldenburg überaus herzlich.“
Luftschiff-Kapitän
E.A. Lehmann verunglückte am 7. Mai 1937 mit dem Zeppelin LZ 129
Hindenburg in Lakehurst tödlich.
In
meiner Heimatstadt Oldenburg wurden die beiden Giganten am Sonnabend,
dem 28. März 1936, um 9 Uhr erwartet. Wir Kinder hatten schulfrei und
marschierten geschlossen zu den „Dobben-Wiesen“ rund um das
damalige Regierungsviertel. Es war diesig, die Wolken hingen tief.
Ganz langsam schob sich dicht über den Spitzen der Lamberti-Kirche
ein Ungeheuer, die Motoren auf halbe Kraft, heran. LZ 127 zog über
uns eine Schleife und verschwand in Richtung Süden. LZ 129, die
„Hindenburg“, war noch gigantischer anzusehen, sie drehte über
uns jubelnden und winkenden Kindern ebenfalls eine Schleife. Das waren
Eindrücke, die ich nie wieder vergaß. Es war gerade so, als ob die
damals sehr bekannten Ozeanriesen „Bremen“ und „Europa“ über
unseren Köpfen schwebten.
LZ
129 „Hindenburg“, das „Fliegende Hotel“, 1936 in Lakehurst,
USA. Inlandflüge kosteten 400, Südamerikafahrten 1 600 Reichsmark.
Der Durchschnittsbürger konnte sich diesen Luxus nicht leisten. Dafür
war der Komfort außergewöhnlich groß: Den Passagieren standen neben
ihren Kabinen mit Warm- und Kaltwasser ein Speisesaal, ein
Gesellschaftsraum, ein Rauchersalon mit Bar und ein Musikzimmer mit
einem Aluminium-Flügel zur Verfügung.
Ein
weiteres Jahr später, am 7. Mai 1937, kam das Ende der Luftschiffahrt.
Als bei der Landung in Lakehurst in den USA das Landeseil den Boden
berührte, flog die „Hindenburg“ in die Luft und verbrannte in
wenigen Sekunden, mit ihr viele Passagiere, auch Kapitän Lehmann.
Die Ursache für das entsetzliche Unglück wurde lange Zeit
verschwiegen. Erst nahezu 60 Jahre später kamen die Gründe ans
Tageslicht. Bis zu „Graf Zeppelin“ war die Außenlackierung der
Luftschiffe elektrisch leitend. Da das „Tausendjährige Reich“
sehr devisenschwach war, wurden für den Außenanstrich der
„Hindenburg“ erstmals nur inländische Rohstoffe verarbeitet.
Obwohl der Lack Aluminiumpulver enthielt, war er nicht elektrisch
leitend. So luden sich beim Gewitterflug Gerippe und Außenhaut
elektrisch mit verschieden Potentialen auf. Hinzu kam das Abblasen von
Wasserstoffgas bei der Landung, damit das Schiff schwerer wurde. Jetzt
genügte ein einziger Funke, und die Katastrophe wurde ausgelöst.
Eines habe ich jedoch nie erfahren: ob Vater Sauter aus
Friedrichshafen das Unglück überlebte.
Noch ein Geheimnis wurde erst jetzt gelüftet. LZ 128 sollte erstmals
mit dem nicht brennbaren Helium gefüllt werden. Helium in größeren
Mengen gab es aber nur in den USA. Die Amerikaner hatten die Lieferung
bereits zugesagt. Doch als Hitler im Jahre 1934 etwa hundert Männer,
darunter solche, die ihm zur Macht verholfen hatten, als „Maßnahme
der Staatsnotwehr“ ermorden ließ, schreckten die Amerikaner auf.
Sie stoppten die Heliumlieferung. Damit ging die Ära der
Luftschiffahrt vorerst zu Ende.
Brüssow, Uckermark
1936
Ursula
Meier-Limberg
Mein
Freund Klaus
Mit zwölf
Jahren hatte ich meinen ersten Freund. Er hieß Klaus und kam jeden
Sommer in den Ferien aus Berlin zu seiner Tante Mieze. Sie war Mutters
Freundin, deshalb nannte auch ich sie Tante. Klaus war wie ich eine
Wasserratte. Und so zogen wir jeden Tag mit Badetasche und einem Paket
Butterbrote an den Großen Brüssower See.
Klaus war anders als meine alten Schulkameraden. Er konnte und wußte
alles, er neckte mich nicht, er zog nicht an meinen Zöpfen, und er dümpelte
mich nie im Wasser. Er sagte auch nie zu mir: „Du bist doof.“ Er
ging schon fünf Jahre aufs Gymnasium. Meine Umschulung aufs Lyzeum in
Prenzlau hatte wegen Großmutters Tod nicht stattgefunden, denn ich
hatte ja bei ihr wohnen sollen.
Klaus machte mich auf viele schöne Dinge aufmerksam. So sah ich
unseren See plötzlich mit ganz anderen Augen. Jeden Tag hatte er ein
anderes Gesicht. Mal war er tiefgrün, mal grau, dann wieder schwarz
und unheimlich. Manchmal meinten wir, auf dem Grund funkelnde
Edelsteine zu erkennen. Wenn wir morgens sehr früh zum Schwimmen
gingen und erst wenige Menschen am See waren, konnten wir hören, wie
das Wasser rauschte und beim Aufschlag der Wellen an den Laufsteg
gluckste.
„Hörst du“, sagte dann Klaus, „jetzt will der See mit uns
sprechen.“
Sommer
1936: Das bin ich nach dem Schwimmen im Bademantel. Ich war ebenso wie
mein Freund Klaus eine Wasserratte.
Manchmal
spielten wir Wolkenbildersuchen und freuten uns, wenn jeder dasselbe
Bild sah.
Wir schwammen fast jeden Tag über den See. Das war weit und dauerte
fast 45 Minuten. Zurück liefen wir meistens durch den Park. Wenn wir
Glück hatten, nahm uns auch schon mal der Fischer mit seinem Kahn
mit. Dann bekam ich einen Kranz aus Seerosen, denn schwimmend konnten
wir sie nicht erreichen, da es zu gefährlich war, sich in ihnen zu
verfangen. Es gab nichts, was unsere Harmonie störte. Wir waren mit
allem in Einklang.
Doch dann geschah etwas Unfaßbares. Klaus wurde an einem wunderschönen,
sonnigen Tag mit großem Gebrüll aus der Badeanstalt geworfen. „Du
Judenlümmel hast hier nichts zu suchen!“
Ich verstand überhaupt nichts. Was war hier los? Wieso „Judenlümmel“?
Ich schrie zurück: „Er hat euch doch nichts getan!“
Klaus nahm seine Sachen und ging, ohne ein Wort zu erwidern. Außerhalb
der Badeanstalt setzte er sich auf die Wiese, den Kopf in beide Hände
gestützt. Dann beschimpfte man mich, daß ich als deutsches Mädchen
mich „mit so einem“ abgebe.
Ich lief zu Klaus, setzte mich zu ihm ins Gras und wußte nicht, was
ich machen sollte. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen.
Aber die Scheu vor solcher Zärtlichkeit war zu groß. Schließlich
gingen wir nach Hause – Hand in Hand, zum ersten Mal.
Am nächsten Tag war Klaus abgereist.
Der
Große Brüssower See, über den wir in den Sommerferien fast täglich
schwammen. Die Zöpfe steckten unter Badekappen. Die in der Mitte
(Kreuz) bin ich zusammen mit Schulfreundinnen.
Wenig
später stand im „Stürmer“, der verrufensten Zeitung der Nazis:
„Ein deutsches Mädchen, U. L., schwamm mit einem Judenlümmel über
den Brüssower Großen See.“
Dies war der erste Schatten, der auf mein junges und bisher
unbeschwertes Leben fiel.
Vater konnte mir auch nicht erklären, was ein Jude sei. Ich solle dem
lieben Gott danken, daß ich keine Jüdin sei, und ihn bitten, Klaus
beizustehen. Ich erfuhr dann, daß Klaus einen jüdischen Vater hatte,
seine Mutter aus Brüssow, unserem Heimatort, stammte und Christin
war.
Ich verstand das alles nicht. Ich fragte immer wieder, aber ich hatte
den Eindruck, daß niemand so recht wußte, was ein Jude sei. Ich hörte
immer nur, die seien eben anders. Sie seien schuld am Ersten Weltkrieg
gewesen, sie seien schuld an der Arbeitslosigkeit und so weiter. Vater
meinte, daß es immer noch Menschen gebe, die den Juden böse seien,
weil diese Jesus Christus gekreuzigt hätten.
„Ja, aber das ist doch so lange her, damit hat Klaus doch nichts
mehr zu tun!“ warf ich ein.
Mit diesem traurigem Erlebnis ging meine wunderschöne Kindheit zu
Ende. Kurz darauf kam ich auf eine weiterführende Schule und war nur
noch in den Ferien zu Hause. Die Sehnsucht nach meinem kleinen
Heimatort und die Erinnerung an Klaus sind bis heute geblieben.
Aus:
„Pimpfe, Mädels & andere Kinder“,
Reihe ZEITGUT, Band 4.
Erftstadt-Köttingen,
Nordrhein-Westfalen
um 1950
Luise Rüth
Ferienglück
Als
Kind verbrachte ich meine Ferien im Sommer wie im Winter immer bei den
Großeltern auf dem Land. Diese Ferien waren eine Kette von glücklichen
und unbeschwerten Tagen und Wochen. Ich glaube, in meinem ganzen späteren
Leben habe ich mich nie mehr so frei und zufrieden gefühlt.
Großmutter liebte uns Kinder sehr, und das zeigte sie uns jeden Tag
aufs Neue. Sie ließ uns völlige Freiheit in allen unseren
Entscheidungen und in unserem Tun.
Jeden Morgen lag der Tag wie ein herrliches Abenteuer vor mir. Mit den
Dorfkindern streifte ich durch Feld und Wald. Die Kinder hier hatten
eine ganz andere Art von Spielen als bei mir zu Hause in der Stadt.
Wir bauten Baumhäuser und schmückten sie mit alten Teppichen und
Mobiliar. Alles Eßbare, was wir ergattern konnten, wurde von zu Hause
herbeigeschleppt und im Baumhaus gemeinsam verzehrt. Unsere Mahlzeiten
waren oft eine bunte Mischung aus Butterbroten, Plätzchen, Obst, Gemüse,
Wurst und Käse, doch es schmeckte uns vorzüglich.
An anderen Tagen bildeten wir Banden und streiften durch die Dorfstraßen.
Kein Obstbaum war vor uns sicher. Wir wußten, wo es die süßesten
Kirschen, die saftigsten Birnen und die dicksten Äpfel gab.
Ich war im Vergleich zu den anderen Kindern sehr klein, aber dafür
gewandt, und konnte schnell laufen. Also wurde immer ich zum
Obststibitzen vorgeschickt. Manchmal erwischte uns der Gartenbesitzer
und es gab Prügel. Lief ich dann zu Großmutter, so tröstete sie
mich mit den Worten: „Wer obsten geht, darf sich eben nicht
erwischen lassen!“
Regnete es, liefen wir an den Häusern vorbei und drückten auf die
Klingelknöpfe. „Mäuschenklopfen“ nannten wir das. Versteckt
hinter der nächsten Ecke, hatten wir einen Heidenspaß, die
erstaunten und erzürnten Gesichter der gefoppten Leute zu sehen.
Im Sommer gingen wir fast täglich an den Badesee. Es war ein See, der
aus der ehemaligen Kohlengrube entstanden war. Wir schmierten uns von
oben bis unten mit nassem Kohlendreck ein und spielten „Neger“.
Trocknete die Kohle am Körper, dauerte es viele Tage, bis wir wieder
richtig sauber waren.
Abends durften wir Kinder draußen bleiben, solange wir wollten. Die
Erwachsenen saßen auf den Haustreppen unter den alten Lindenbäumen,
schwatzten und sangen Lieder zur Gitarre. Oft schlief ich dabei auf
dem Schoß meiner Großmutter ein. Alles war so friedlich, wie man es
nur als Kind erleben kann.
In den Winterferien tobten wir im Schnee oder auf dem zugefrorenen
See. Wir bauten Hütten aus Schnee mit der gleichen Ausdauer, wie wir
sie im Sommer aus Ästen und Laub gebaut hatten. Am späten Nachmittag
trieben uns die Dunkelheit und unsere steifgefrorene Kleidung nach
Hause. Dort wurden wir aus unseren nassen Sachen geschält und mit
warmen Handtüchern abgerubbelt. Dann ging es in die gute Stube, nahe
an den warmen Ofen, aus dem es schon verheißungsvoll nach Bratäpfeln
roch.
Für
mich gab es nichts Schöneres, als die Ferien bei den Großeltern auf
dem Land zu verbringen. Das Foto zeigt mich zusammen mit meiner Mutter
und Verwandten.
Der
Samstag war auf dem Dorf ein besonderer Tag. Alles rüstete sich für
den Sonntag, und das geschah unter ganz bestimmten, festen Regeln. In
der Frühe ging die ganze Familie zum Einkaufen – natürlich nur bis
zum einzigen Tante-Emma-Laden im Dorf. Großmutter schlug eine Ecke
ihrer großen Schürze um, befestigte sie im Bund, und wir zogen los.
Die Gerüche im kleinen Dorfladen waren köstlich. Das Faß mit
Salzheringen stand neben dem Topf mit Rübensirup. Gleich am Eingang
waren Öl, Essig und Suppenwürze aufgebaut. Zucker, Mehl und Salz gab
es lose in mitgebrachten spitzen braunen Tüten. Heringe wurden in
Zeitungspapier eingewickelt. Alle unsere Einkäufe verschwanden in
Omas weiter Schürze.
Ab Monatsmitte wurde angeschrieben, wie fast jeder im Dorf es machte.
Der Händler notierte alles in ein kleines schwarzes Heft. Das
hinderte Großmutter aber nicht, jedem von uns Kindern zwei
Manna-Bonbons oder eine Lakritzschlange zu kaufen.
Samstag mittag gab es immer Eintopf zu essen, je nach Jahreszeit
Bohnen, Linsen, Graupen, Erbsen oder Möhren. Spätestens am
Mittagstisch wußten wir, es ist Samstag.
Gleich nach dem Essen heizte Großvater in der Waschküche den großen
Wäschekochkessel an. Dann nahm er die Zinkwanne vom Haken an der
Wand. Kochte nach einiger Zeit das Wasser, wurden wir Kinder mit
kritischen Blicken der Reihe nach gemustert. Derjenige von uns, der am
wenigsten schmutzig wirkte, war Großmutters erstes Opfer. Noch in der
Küche wurde er entkleidet und dann über den Hof in die heiße Waschküche
gebracht. Widerstand nutzte wenig. Wir wußten, es mußte sein, wie
Großmutter sagte.
In der Waschküche konnte man vor lauter Dampfschwaden kaum noch etwas
sehen. Großvater schleppte eimerweise kaltes und heißes Wasser
heran. Sofort wurden wir in die Wanne gesteckt. Oft war das Wasser
noch so heiß, daß wir am ganzen Körper augenblicklich krebsrot
wurden. Unsere Protestschreie veranlaßten Großmutter lediglich,
etwas von „guter Durchblutung“ zu murmeln.
Jetzt kam das Schlimmste: Waren wir von Kopf bis Fuß mit Kernseife
eingeschmiert, nahm sie die Wurzelbürste und schrubbte uns ab. An
anderen Tagen der Woche nahm sie es nicht so genau: „Schmutz ist
wichtig für die Abwehrstoffe,“ meinte sie, und „Dreck reinigt
Magen und Darm“. Samstags dann warf sie ihre Theorien über den
Haufen.
Zum Schluß wurden die Haare mit Essig gespült, was bei uns zu
neuerlichem Geheule führte. Etwas Essig bekamen wir meistens in die
Augen, und auf der roten, gereizten Haut brannte er teuflisch. War der
erste Kandidat erlöst und in ein vorgewärmtes Badetuch gepackt,
schritt Großvater wieder in Aktion. Vorsichtig schöpfte er den
Seifenschaum aus der Wanne, goß einen Eimer heißes Wasser nach, und
schon war das nächste Kind an der Reihe. Schließlich war Großvater
selbst nach Mutter, Vater und Großmutter der letzte, der badete. Wenn
er fertig war, warf er noch die Schmutzwäsche der Woche in das
Badewasser, wo sie bis Montag zum Einweichen blieb, um dann ebenfalls
mit Seife und Wurzelbürste bearbeitet zu werden.
Für uns Kinder waren aber noch nicht alle Schrecken vorüber. Großmutter
hatte inzwischen schon die Brennschere aus den glühenden Kohlen
geholt. An einer alten Zeitung testete sie deren Hitzegrad. Verbrannte
die Zeitung, wurde die Brennschere zum Abkühlen durch die Luft
geschwenkt, um schließlich uns Mädchen mit der richtigen Temperatur
Locken in die Haare zu brennen. Unsere Locken hielten dann fast eine
Woche. Ein bißchen stolz darauf waren wir schon: Keiner konnte so
gute Locken brennen wie Großmutter.
Den Jungen wurde mit Großvaters Rasiermesser säuberlich der Kopf
fast kahl geschoren.
War die ganze Tortur vorbei, durften wir wieder auf die Straße. Wir
liefen von Haus zu Haus, um zu sehen, welches Wasser bei den Nachbarn
aus dem Abfluß kam. Es gab damals noch keine Kanalisation, und alles
Abwasser lief über die Straße. Bei jedem Haus sah es anders aus,
manchmal sogar grün. Das fanden wir toll, und wir schnupperten daran,
wußten wir doch, daß es Badezusatz aus Fichtennadeln war. Das roch
so schön nach Wald.
Bei einigen Häusern war das Abwasser fast schwarz – das war das
Waschwasser der Bergmannskleidung. Woanders lief rotes oder gelbgrünes
Wasser über die Straße. Dann wußten wir, in diesem Haus gibt es
rote Bete oder Wirsing zum Sonntagsbraten. Wir bastelten Schiffchen
aus Papier und ließen sie in der Gosse schwimmen: vom Oberdorf zum
Unterdorf.
Am schönsten war es im Winter. Das Abwasser gefror zu Eis, und die
Straße schimmerte in allen Farben.
Wenn es aus den Häusern nach Sonntagsbraten und Kuchen roch, war das
für uns ein Zeichen, nach Hause zu laufen. Am späten
Samstagnachmittag wurden nämlich der Sonntagsbraten angesetzt und die
großen Bleche mit Obstkuchen gebacken. Das duftete köstlich und wir
beeilten uns.
Daß Großmutter uns zuerst ein bißchen ausschimpfen würde, weil wir
schon wieder schmutzig waren, daran hatten wir uns gewöhnt. Aber
dann, während sie uns ein großes Stück warmen Obstkuchen zuschob, würde
sie sagen: „Bald ist wieder Samstag.“
Unter Tränen nahte der letzte Ferientag. Dann hieß es Abschied zu
nehmen, und das „andere“ Leben begann wieder. Zu Hause zählte ich
ungeduldig die Tage, bis es endlich hieß: „Ferien ... du darfst sie
wieder bei deinen Großeltern verbringen!“
Köln–Mittenwald,
Bayern;
1950–Mai 1953
Hans
Engels
„Willkommen
in Mittenwald!“
Die
Zeiten wurden wieder ruhiger, und die Sorge um Nahrung und Kleidung rückte
aus der Mitte des Alltags etwas beiseite. Und urplötzlich vorwitzten
hier und da die ersten kleinen Wünsche hervor, zunächst etwas
zaghaft vielleicht. Man konnte ja nie wissen, wie der liebe Mitmensch
mit neidischem Blick aus den Augenwinkeln blinzelte, unauffällig,
aber doch so, daß man es nicht übersehen konnte. Und so mag auch
mein Vater lange gezögert haben, bis er es wagte, sich den ersten
Wunsch zu erfüllen. Er kaufte freitagabends eine Tafel Schokolade,
„Piasten Mocca Sahne“, zu 1,30 DM. Sie war das Wochenendvergnügen
für die ganze Familie.
Doch bald, als unser Jahrhundert Halbzeit hatte, rückte Vater mit
einem Wunsch heraus, der ihn wohl schon lange bewegt haben mochte, ihn
immer wieder in Unruhe versetzte und dann dazu trieb, lange
Zahlenkolonnen aufs Papier zu malen, sehr sorgfältig, wie es so seine
Art war.
Als er schließlich mit dem Lineal unter das Endergebnis einen Strich
machte, seufzte er laut auf und schnaufte: „Das wird noch eine Weile
dauern, bis wir nach Mittenwald fahren können.“
„Wieso nach Mittenwald?“ Mutter war völlig überrascht. „Das
ist doch viel zu weit und vor allen Dingen zu teuer!“
„Aber ich möchte doch in die Berge, in die Alpen. Ich habe die
Berge noch nie mit eigenen Augen gesehen!“ (...)
Kaum
hatte das Jahr 1953 begonnen, war Vater wieder auf der Suche nach
neuen Reiseprospekten. Als er schließlich das Richtige aufgetrieben
hatte, viel Auswahl gab es ja nicht, saß er wieder einige Abende am Küchentisch,
schrieb und rechnete, verwarf seine Aufstellungen und begann von
Neuem. Doch irgendwann legte er erleichtert den Bleistift zur Seite.
Es war geschafft! Es gab keinen Zweifel mehr. Die Ferienreise nach
Mittenwald war perfekt: Zehn Tage im Mai, in der Vorsaison. Da war es
billiger. „Das können wir uns gerade so leisten“, meinte Vater.
Noch oft mußte ich, wenn ich am Essen herumnörgelte, hören, daß
wir ja sparen müßten. Wir würden doch in die Ferien fahren, und man
könnte schließlich nicht alles haben.
In den letzten Wochen vor der Fahrt fieberten wir alle vier, Mutter,
Vater, mein kleiner Bruder, sieben und ich, elf Jahre alt, in äußerster
Anspannung auf das große Ereignis zu. Und als wir uns an einem
Donnerstagabend gegen 22 Uhr auf die Polster des Fern-D-Zuges fallen
ließen, war dies ein wunderbares Gefühl: Wir hatten es geschafft!
Es folgte eine lange Nacht im dämmrigen Zug, die kein Ende nehmen
wollte. An Schlaf war ja nicht zu denken, obwohl mir immer wieder die
Augen zufielen.
Als schließlich der Zug von Garmisch-Partenkirchen nach Mittenwald
hinaufkeuchte, stand die Sonne schon hoch am Himmel, und Vater
begeisterte sich und uns immer mehr für die Großartigkeit und Schönheit
der Bergwelt.
Meine Aufmerksamkeit erregte im Augenblick aber wesentlich mehr ein
recht dicker Herr. Sein Leib füllte eine riesige Lederhose aus, die
bis zu den Knien reichte. Damit sie nicht herunterfiel, hatte er sie
an wunderschönen bunten Trägern befestigt. Dazu trug er ein weißes
Hemd und Strümpfe, an denen die Füße fehlten.
Er blieb bei den Fahrgästen stehen, begrüßte sie und redete mit
ihnen. Als er endlich zu uns kam, lachte er uns an: „Grüß Gott,
willkommen in Mittenwald! Ich bin der Markus, und ...“
Ja, das war es dann, denn, was er noch sagte, kann ich nicht
wiedergeben. Nicht, weil ich es vergessen hätte, nein, weil ich ihn
nicht verstand, obwohl er sich viel Mühe machte, besonders laut zu
reden.
Mein zweifarbiges rundes Käppchen, das ich auf dem Kopf trug, schien
ihm ausnehmend gut zu gefallen. Denn plötzlich nahm er es mir vom
Kopf und grinste, als er mein erschrockenes Gesicht sah. Doch mein
Erschrecken war umsonst, denn Markus heftete ein Abzeichen vom
Geigenbauort Mittenwald zu den anderen Anstecknadeln an mein Käppchen
und setzte es mir wieder auf. Markus sollte in den nächsten Tagen
noch des öfteren unser lustiger und kurzweiliger Reisebegleiter sein.
Schade nur, daß man ihn so schlecht verstand.
Doch nun hatte er sich schon viel zu lange bei uns aufgehalten. Er
hatte es plötzlich sehr eilig, denn der Zug rollte langsam in
Mittenwald ein. Noch ein greller Pfiff, der Zug holperte über einige
Geleise, und bereits bevor er stand, ertönte vom Bahnsteig her eine
feierlich-fröhliche Blasmusik.
Wir schauten aus dem Zugfenster: Was mag das für ein Fest sein? Oder
ist vielleicht ein berühmter Ehrengast unter den Fahrgästen?
Es dauerte eine Weile, bis Vater meinte, der Blasmusikempfang gelte
wohl uns, den Gästen. Während Vater dabei war, die beiden Koffer aus
dem Zug zu schaffen, blickte ich durch die Fensterscheiben auf den
Bahnsteig und sah etwas sehr Seltsames: Da standen viele kleine
Handwagen. Und zu jedem Wagen gehörte jemand, meist war es eine Frau,
die gespannt auf die Leute schaute, die aus dem Zug stiegen.
Als auch wir endlich den Ausstieg erreichten und auf den Bahnsteig
kletterten, löste sich aus der wartenden Menge eine große, hagere
Frauengestalt mit braungebranntem Gesicht, begrüßte uns, redete
etwas, das ich nicht verstand und gab jedem die Hand, die sie vorher
an der Schürze abgeputzt hatte. Nun packte sie mit einer
Leichtigkeit, als seien sie mit Watte gefüllt, unsere Koffer, setzte
sie auf das Wägelchen und zog los. Wir hinterher. Die Hagere zog den
Wagen, und wir versuchten beizubleiben. Wenn der Abstand gar zu groß
wurde, verlangsamte unser Zugpferd die Fahrt ein wenig und ließ uns
vorübergehend aufschließen.
Als wir endlich unsere Ferienunterkunft erreicht hatten, sehnte ich
mich nach einem Bett. Ich war ja so müde!
„Zuerst wird sich gewaschen!“ tönte da die Mutter, „wenigstens
Hände und Gesicht!“
Ich wurde sogar ein wenig munter, denn da war wieder etwas Besonderes:
In dem Zimmer war kein Wasserhahn. Man mußte das Wasser aus einem
Krug in eine Porzellanschüssel gießen. War er leer, so konnte man
neues, frisches Wasser an einer Schwengelpumpe in der Küche holen.
(...)
Die
Ferientage gingen dem Ende zu, und nach Vaters Planungen standen noch
zwei Wanderungen auf dem Programm. Aber schon am Morgen klappte es
nicht so recht mit dem Aufstehen, und dann schien die Sonne so
unbarmherzig vom Himmel, daß der Weg immer länger zu werden schien
und daß die Zeit immer schnellere Füße bekam. Als wir schließlich
an unserem Zielgasthaus ankamen, war der Mittag schon längst vorbei.
Alle Speisen auf der Speisekarte, die für uns erschwinglich waren,
waren „ausgegangen“, außer Königsberger Klopse. Aber die mochte
keiner von uns, und außerdem fährt man nicht nach Mittenwald in die
Ferien, um Königsberger Klopse zu essen. Der Koch in der Küche, so
meinte die Bedienung, wäre wohl bereit, für uns noch Wiener
Schnitzel zuzubereiten. Ohne nach dem Preis zu fragen, bestellte Vater
für jeden von uns ein Wiener Schnitzel, dazu Röstkartoffeln, Salat
und zwei Bier und zwei Limo.
Und dann kamen die Schnitzel. Riesenschnitzel!
Noch nie hatte es für mich zu einem ganzen Schnitzel gereicht und außerdem
war dieses an Größe nicht zu überbieten. Mir schmeckte es
vortrefflich, doch im Stillen hegte ich Zweifel: Ob Vater das auch
alles bezahlen kann?
Als er bezahlt hatte, lachte er: „So, jetzt sind wir eine Sorge los.
Wir brauchen uns keine Gedanken mehr zu machen, wie wir unser Geld
ausgeben.“
Und da es schon Nachmittag war, für einen weiteren Spaziergang viel
zu spät, legten wir uns auf ein Rasenstück am Kranzberg und genossen
die wohlige Wärme der Sonnenstrahlen des letzten Ferientages.
Aus:
„Schlüssel-Kinder“, Reihe ZEITGUT, Band 6.
Essen
– Lido di Jésolo, nahe Venedig, Italien,
Sommer 1957
Erika
Tappe
Eine italienische Nacht
Mit
meiner Zwillingsschwester Ingrid und vier weiteren Geschwistern
erlebte ich die Nachkriegsjahre in meiner Geburtsstadt Essen. Meine
Mutter hatte während unserer ersten Evakuierungsetappe in Krumbach,
Bayern, die Mutter von fast gleichaltrigen Zwillingen kennengelernt
und sich mit ihr angefreundet. In Essen wohnten wir nun zwar fast eine
Stunde Fahrzeit auseinander, dennoch freundeten der Zwilling Karin und
ich uns wieder sehr an. Leider trafen wir uns nur in den Ferien, da
sie eine Internatsschule besuchte. Meine allererste Auslandsreise
unternahm ich mit Karin.
Im Sommer 1957 bin ich gerade 18 Jahre alt geworden. Von meiner
Familie verreist niemand. Karin aber darf mit Klaus, einem Freund
ihrer Familie und dessen Freund, zum Zelten an den Gardasee fahren.
Nach vielen Überredungsversuchen von Karin und auch deren Mutter, die
gerne eine Gefährtin an der Seite ihrer Tochter hätte, erlauben
meine Eltern, daß ich mitfahren darf. Die Jungen sind in unserem
Alter. Klaus’ Freund fährt einen VW Käfer, in den wir das Gepäck
und alle Campingutensilien hineinstopfen. Ein Zelt für die Männer,
ein Zelt für uns Mädchen, viele Versprechungen – endlich kann das
Abenteuer beginnen.
Am
Gardasee aber gefällt es uns auf dem Campingplatz überhaupt nicht,
weil er völlig überfüllt ist und das Wasser dort sehr seicht und
zum Schwimmen wenig geeignet ist. Schon überschreiten wir das
strengste Verbot, weiter nach Süden zu fahren.
Nach
dem Wälzen einiger Campingführer landen wir auf einem herrlichen
NSU-Campingplatz in Lido di Jésolo in der Nähe von Venedig. Der
Platz ist streng bewacht, Italiener dürfen ihn nicht betreten. Die
einzigen, die wir zu Gesicht bekommen, sind die Kellner im Restaurant
und Antonio, der Bademeister, der in seinem Ruderboot die Badenden
bewacht. Wir lernen nette junge Deutsche kennen, und unsere
„Aufpasser“ gehen bald eigene Wege. Karin und ich halten wie Pech
und Schwefel zusammen, kein männliches Wesen kann uns trennen.
Meine
erste Reise nach Italien führte mich 1957 nach Lido di Jésolo, nahe
Venedig. Hier sah ich zum ersten Mal Esel, die ich zuvor nur aus dem Märchenbuch
kannte.
Am letzten Abend vor der Heimfahrt machen wir vier abends dennoch
gemeinsam einen Bummel in dem etwa eine halbe Busstunde entfernten
Ort, um einige Mitbringsel zu besorgen. Nach einiger Zeit trennen wir
uns, damit jeder seine Einkäufe erledigen kann, zu viert ist es zu mühsam.
Die Geschäfte sind bis 24 Uhr geöffnet. Um Mitternacht wollen wir
uns am letzten Bus treffen, um miteinander zurückzufahren.
Ich habe mich für diesen Ausflug fein gemacht, habe mein zartgrünes
Sommerkleid mit Dirndlausschnitt und breitem Bastgürtel und darunter
einen wunderschönen weiß-rosa Petticoat angezogen. Am Ausschnitt ist
das Kleid mit rot-karierten Stoffrüschen unterlegt, am weit
schwingenden Rock ist eine Applikation angebracht: ein Sonnenschirm
aus Bast und ein Liegestuhl mit rotkariertem Bezug. Mit meinem blonden
Pferdeschwanz gebe ich ein sommerlich fröhliches Bild.
Meine
Freundin Karin und ich, rechts, an einem Brunnen in Venedig. Die
beiden kessen Italiener wollen sich unbedingt mit uns fotografieren
lassen.
Zur verabredeten Zeit stehe ich an der Bushaltestelle. Ich warte, von
meinen Freunden ist nichts zu sehen. Der letzte Bus kommt, Männer
steigen ein. Mit meinen vielen kleinen Päckchen im Arm renne ich
aufgeregt hin und her und halte Ausschau nach meinen Gefährten. Sind
sie etwa schon weg? Ich kann doch nicht allein hier stehenbleiben!
In letzter Minute springe ich in den anfahrenden Bus. Er fährt die
vertraute Strecke, ich bin beruhigt. Endlich kommt der Schaffner durch
den überfüllten Wagen auch zu mir. Als ich mein Ziel ansage, bricht
ein Wortschwall über mich herein. Ich verstehe überhaupt nicht, was
er meint. Die vielen Männer, die mich schon zuvor verstohlen
musterten, werden ebenfalls lebhaft und beteiligen sich am Gespräch.
Mir wird ziemlich mulmig. Langsam müßte ich doch am Ziel sein!
Ich spähe nach draußen in die finstere Nacht. Nur vom
Busscheinwerfer erhellt, fahren wir jetzt durch eine mir völlig
unbekannte, waldreiche Gegend. „Stop, – stop!“ rufe ich
aufgeregt und drängele mich durch zur Tür. Aber die Leute halten
mich fest und bemühen sich, mich zu beruhigen. Vergeblich versuche
ich, ihnen klarzumachen, das ich woanders hin muß. Sie können oder
wollen mich nicht verstehen.
Wir fahren nun schon eine Stunde, und langsam steigen Angst und
Schrecken in mir hoch. Endlich hält der Bus. Schnell stürze ich nach
draußen, doch dann merke ich, daß alle Mitreisenden den Wagen
verlassen, auch der Fahrer. Noch einmal rede ich eindringlich auf ihn
ein, er aber geht einfach weg, wie all die anderen. Um mich herum ist
es nun stockdunkel, kein Scheinwerfer erhellt mehr die Gegend. Das
einzige Licht und auch Lärm dringen aus einem Haus auf der anderen
Straßenseite, sonst kann ich in der Dunkelheit keine anderen Gebäude
ausmachen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ebenfalls dorthin zu
gehen.
Ich trete als letzte ein, sehe viele Männer, Rauch, einen Tresen, es
herrscht gewaltiger Lärm – ich bin in einer Kneipe. Hereingeweht
wie eine zarte erschrockene Sommerblume in diese von Gerüchen geschwängerte
Luft muß ich wohl ziemlich fehl am Platze aussehen, denn die Gespräche
verstummen, und die Leute starren mich äußerst verblüfft an.
Jetzt lösen sich zwei stark geschminkte Frauen aus der Männergruppe,
kommen auf mich zu und zupfen an meinem Kleid. Dann hebt die eine
meinen Rock und faßt an meinen Petticoat, worauf auch die andere
beginnt, ihn zu betasten. Sie fangen an zu kichern und zu kreischen,
die Männer lachen. Schnell ziehe ich meinen Rock wieder nach unten.
Die Umstehenden lachen noch lauter. Vor Angst und Wut zitternd schreie
ich sie an: „Laßt mich in Ruhe, sonst hole ich die Polizei!“
Die Weiber lachen und johlen und schieben mich zur Theke. Der Wirt,
ein älterer Mann, lacht ebenfalls. Dann spricht er mich plötzlich
auf Deutsch an. Von meiner Verzweiflung aber will er nichts hören.
Dafür sagt er mir viele deutsche Wörter auf, die er während der
Kriegsgefangenschaft in Deutschland gelernt hat. Auf einmal
unterbricht er seine Rede und sagt, ich könne bei ihm schlafen.
Ich frage ihn, ob mein letztes Geld denn für die Übernachtung reiche
und ob er beim Campingplatz anrufen könne.
Er aber grinst nur und sagt: „Du kannst bei mir im Bett schlafen!“
Anschließend spricht er wieder mit seinen Kumpanen, alle biegen sich
vor Lachen.
Ich drohe, daß ich jetzt zu Fuß nach Hause laufe und der Polizei
sage, wie schlecht sie sich benehmen. Wieder übersetzt er, und
schallendes Gelächter antwortet ihm. Fast fange ich an zu weinen. Was
soll ich nur machen?
Einerseits fühle ich mich beschützt in dem Haus und gleichzeitig
ganz schrecklich ausgeliefert. Solange so viele Menschen um mich herum
sind, bin ich relativ sicher. Der Wirt aber macht mir Angst und ist
doch der einzige, der mich etwas versteht. Ich merke, daß die Männer
beratschlagen, danach verläßt einer den Raum. Nach einer Weile kommt
er zurück, und ich werde nach draußen geschoben. Vor dem Haus auf
der Straße steht ein Mann in Motorradmontour neben seiner großen
Maschine. Ich solle aufsitzen, wird mir bedeutet, und während ich
noch ängstlich zögere, packt man mich und schon sitze ich hinter dem
Motorradfahrer. Unter dem Gejohle der Zurückbleibenden fahren wir ab.
Ein Stück geht es die Hauptstraße in Richtung Jésolo, und mir wird
etwas leichter ums Herz. Plötzlich verlangsamt er die Fahrt, und wir
biegen in einen einsamen Feldweg. Rechts ein Wassergraben, links ein
Wassergraben mit Schilf. Gespenstisch leuchten Maisfelder im
Lichtkegel, der immer schwächer wird, je langsamer wir über den
furchtbar buckligen Sandweg fahren.
Jetzt hält der Fahrer an. Mir wird ganz kalt vor Angst, als er
absteigt, und in meiner Phantasie, die Purzelbäume schlägt, sehe ich
mich schon als Leiche im Wassergraben schwimmen ...
Er aber nimmt mir zuerst alle Päckchen ab – ich zittere – und
steckt sie sich unter die Jacke. Dann bedeutet er mir, mich mit meinen
Armen um ihn zu schlingen und mich festzuhalten. Ich wage es, ihn zu
umarmen, während er die Maschine startet. Nun leuchtet das
Scheinwerferlicht wieder heller, und nach einiger Zeit erreichen wir
eine Landstraße, die mir allmählich immer bekannter vorkommt.
Langsam entspanne ich mich und beginne, die nächtliche Fahrt zu genießen.
Schließlich kommen wir an der Schranke und beim Pförtner unseres
Campingplatzes an, wo meine aufgeregten Freunde mich erleichtert in
Empfang nehmen. Ich aber bedanke mich bei meinem Retter mit einem Kuß
auf seine Wange. Laut lachend fährt er davon.
Aus:
„Halbstark und tüchtig“, Reihe ZEITGUT, Band 17.
Inhalt
»Unvergessene
Ferienzeit«
Die
Orte unserer Feriengeschichten 9
Vorbemerkungen 11
Liselotte
Haak
Ein unvergeßlicher Sommer 13
Ingeborg Müller-Exo
Mit einer schwarzlackierten Kutsche in Großmutters Reich 19
Margot Linke
Die erste große Reise allein 24
Jan Eilers
„Luftschiff – – – marsch!“ 29
Heinrich Schröter
Starker Tobak 36
Reinhard Lauenstein
Zu Fuß durch Ostpreußen 38
Ursula Meier-Limberg
Mein Freund Klaus 46
Claus Cammann
Mein zweites Zuhause – der R.C. Obotrit 50
Helmar Stühmer
Abstecher in die große Welt 59
Gisela Schoon
Als „Ferienkind“ in Württemberg 63
Hans-Heinrich Vogt
Frust und Baldrian 66
Hermann-Josef Geismann
Unser Fräulein Hedwig 68
Gertrud Rehbein
Mit „Kraft durch Freude“ ins Allgäu 75
Hans-Heinrich Vogt
Fernweh 80
Claus Cammann
Freßferien 84
Gerhard Eschner
Ähren, Brot und Streuselkuchen 87
Alfredo Grünberg
Elf Mark für eine Lucky Strike! 91
Luise Rüth
Ferienglück 98
Irmgard Notz
An Speaker’s Corner 104
Paul Misch
Eine Radltour mit sechs Mädchen 107
Hans Engels
„Willkommen in Mittenwald!“ 113
Jürgen Hagenmeyer
Eine Nacht im „Alpen-See-Expreß“ 121
Gretel Hardeland
Getrübte Ferienfreude 125
Hiltrud Klüß
Wir träumten nicht nur von Italien 130
Jürgen Hagenmeyer
Der Autoreisezug 140
Falko Berg
Die Entdeckung einer Leidenschaft 142
Ingeborg Werneken
O mia bella Napoli 150
Erika Tappe
Eine italienische Nacht 154
Hans Engels
Noch 3 Pfennige 160
Marianne Ludorf
Ferien mit 80 Mark in der Tasche 164
Edith Rabe
Wir konnten uns nur zuwinken 168
Traute Siegmund
Schlangestehen lohnt immer! 172
|