|
Bücher aus
dem Zeitgut Verlag
|
|
|
Von hier nach
drüben
|
Grenzgänge und Reisen 1949 - 1989.
|
38 Geschichten und Berichte von
Zeitzeugen. Aus der Reihe 'Zeitgut'. Zahlreiche
Abbildungen.
Herausgegeben von Jürgen Kleindienst.
Zeitgut Verlag GmbH
April 2001
kartoniert
332 Seiten
|
|
3933336139
|
€ 18,90
|
kaufen
|
Im Februar 1945 fand die Lehrerin Erika
Peters im thüringischen Wahlhausen-Lindwerra eine neue Heimat. Hinter
ihr lag die Flucht aus ihrer Heimatstadt Stolp in Pommern, dem
heutigen Slupsk in Polen. Zwischen 1946 und 1952 wird sie Zeugin der
zunehmenden Abriegelung der sowjetischen Besatzungszone/DDR, die für
die Betroffenen verheerende Folgen hatte. Die Bauern führen kleine
Landwirtschaften. Ihre Ackerstücke liegen verstreut in der Flur,
viele außerhalb der Dorfgrenze in der britischen Besatzungszone.
Anfangs erhalten sie einen Berechtigungsschein, um das Feld „drüben“
zu bestellen. 1952 ist Schluß damit; von einem zum anderen Tag ist
die Grenze für alle verriegelt. Ein täglich frisch geeggter
Grenzstreifen verrät jedes unerlaubte Betreten.
Erika Peters Geschichte zeigt beispielhaft, wie aus der
Demarkationslinie zwischen russischer, britischer und amerikanischer
Besatzungszone die streng bewachte innerdeutsche Grenze entstand. Bis
zum Mauerbau 1961 gelang dennoch rund 2,8 Millionen Menschen die
Flucht in den Westen. In dem Buch „Von hier nach drüben“
berichten Zeitzeugen in 38 Beiträgen über ihre Grenzgänge, Fluchten
und Reisen in den Jahren von 1945 bis 1961 und zeichnen so ein
differenziertes Bild über eine Zeit, die heute kaum noch vorstellbar
scheint.
Zwei Tage vor Weihnachten 1948 flieht Heinrich Polthier mit 14 Jahren
gemeinsam mit seinem 18jährigen Bruder Konrad über West-Berlin aus
der sowjetischen Besatzungszone. Die Eltern hatten die Aufnahme im
Westen mit einer britischen Dienststelle geregelt, um ihre Kinder in
Sicherheit zu bringen. Ihr ältester Sohn Eberhard war zuvor vom
sowjetischen NKWD entführt und in ein sibirisches Straflager
verschleppt worden. Er hatte sich geweigert, unter seinen Lehrern und
Mitschülern Spitzeldienste zu leisten.
1956 hat der damalige Ostberliner Volkspolizei-Oberwachtmeister Bernd
Fierke ein ganz anderes Erlebnis. Nach einem feucht-fröhlichen Abend
gerät er versehentlich mit der S-Bahn nach West-Berlin und steht vor
dem Problem, wie er unauffällig wieder nach Ost-Berlin kommt.
Ab 1961 waren solche Episoden undenkbar. Während einer Schifffahrt
von Südamerika nach Europa erfährt Heinz Gutzeit am 14. August von
einer Touristengruppe aus West-Berlin, die Stadt sei von den Sowjets
abgeriegelt worden. Bange Stunden folgen, Gutzeit notiert: „Eine
Berliner Mauer, dachte ich und hatte meine Zweifel. Ich konnte ja
nicht ahnen, daß sie bereits im Bau war.“
Die Erinnerungen der Zeitzeugen geben einen lebendigen Einblick in den
deutschen Alltag im kalten Krieg. Die persönlichen Erlebnisse lassen
die Zeit auch für jüngere Leser verstehen. Die Texte des Buches
werden von Fotos und Dokumenten der Autoren begleitet.
|
|
|
|