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Erinnern...
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Sie sich?
Hier sind Anekdötchen und Geschichtchen, die ich so
oder so ähnlich erlebt habe. Nichts Wichtiges, nichts Weltbewegendes, eben
Geschichten aus meinem Leben.
Wenn Sie möchten,
schreiben Sie mir Ihre Erlebnisse. An was erinnern Sie sich?
Was war Ihnen in früheren Jahren, in Ihrer Jugend, wichtig?
Was vermissen Sie? Was war früher anders? Sie können mir direkt
hier schreiben oder, wenn Ihnen das lieber ist,
eine
E-Mail senden. Ich freue mich auf Ihren Beitrag.
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Ostern
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Ich sass noch im Kinderwagen, die ganze Familie ging zu Fuss (von
Quierschied) nach
Heusweiler. Es war Ostern. Mein Vater war vorausgelaufen und hatte am
Wegesrand Ostereier versteckt. Ich wusste wohl schon, was Ostern
bedeutet und dass dann der Hase die bunten Eier bringt. Ich sehe noch
vor mir, wie die Farben aus dem Gras leuchteten und wie ich im Wagen
darauf zugefahren wurde.
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Frühstück |
Am Frühstückstisch
gab es keine allzu grosse Auswahl. Da war die von der Oma aus den Früchten
des Gartens selbst gekochte Marmelade. Manchmal wurde nur Zucker auf das
Butterbrot gestreut oder es gab Fenner
Harz. Schwarz, klebrig und süss
stand er auf dem Tisch. Wurst und Käse war dem Abendessen vorbehalten.
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Klicker
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Wir
spielten in unserer Strasse. Es war ca. 1950. Die Strasse war noch nicht
asphaltiert, sie war belegt mit Schotter und Sand, einen Bürgersteig
gab es nicht. Das war auch noch nicht so nötig, denn es kam nur ganz
selten ein Auto vorbei. Auf dieser Strasse liess sich ganz herrlich mit
Klickern spielen, denn es war ganz einfach, Kuhlen zu machen, in denen
die Klicker versenkt werden konnten.
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Kein
Wasser
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Im
Sommer 1950 kam es immer wieder vor, dass ab dem späten Vormittag das
Wasser aus den Wasserhähnen nur noch spärlich tröpfelte - es gab
keinen Druck mehr. Dann kam immer ein Tankwagen, an dem wir alle im Haus
befindlichen grösseren Gefässe füllten.
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Himmel
und Hölle |
Als
die Strasse dann asphaltiert wurde, so im Laufe der 50er Jahre,
spielten wir Himmel und
Hölle. Wir malten mit Kreide Striche auf den
Boden und man musste nach festen Regeln entweder auf einem oder mit
beiden Beinen durch diese Kästchen hüpfen um entweder im Himmel oder
auch in der Hölle zu landen, falls man die Striche berührt hatte.
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Wie
mir Armin Hary das Leben rettete... |
Der jüngere Bruder meines Vaters, mein Onkel also, war nur 7 Jahre älter als ich und sehr oft in den Schulferien bei uns zu Hause. Ich war ein Mädchen
von ca. 7 Jahren und sehr eifersüchtig auf diesen Onkel, weil ich glaubte, mein...
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'Tennis' |
Ein
weiteres Spiel nannten wir "Tennis". Man spitzte einen ca.
10-12 cm langen Stock an beiden Seiten an und
schlug mit einem zweiten langen Stock auf eines der beiden Enden.
Das Stöckchen musste dann im Flug von einem Spieler der Gegenseite
gefangen werden, diese Mannschaft hatte dann einen Punkt.
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Räuber
und Gendarm |
Sehr
beliebt war auch Völkerball und Räuber und Gendarm. Man konnte sich
herrlich im nahe gelegenen Wald verstecken. Ich dufte das allerdings nie,
denn ich musste in Sichtweite des
Elternhauses bleiben.
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Hulahoop
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Wir
spielten auch Diabolo und etwas später mit den brandaktuellen
Hulahoop-Reifen.
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Rollschuhe
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Rollschuhe
waren etwas kostbares. Ich erhielt ein Paar als ich 9 Jahre war.
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Peter
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1957
wurde dann mein Bruder geboren. Meine Mutter wollte zuhause entbinden.
Ich hatte im Unterbewusstsein registriert,
dass es in der Nacht im Hause sehr unruhig war. Meine Grossmutter weckte
mich und sagte mir, dass ich in der Nacht ein Brüderchen bekommen habe
und heute nicht in die Schule müsse. Ich kam in das Zimmer, in dem
meine Mutter entbunden hatte und sah sie völlig erschöpft da liegen.
Mir fiel auf, dass sie keine Kontrolle über ihre Augen hatte und diese
in verschiedene Richtungen blickten, sie schielte. Dann sah ich Peter,
der einen völlig deformierten Kopf hatte und mir sehr hässlich vorkam.
Es war wohl eine sehr lange und sehr schwere Geburt.
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Fernsehen
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Mein
Vater hatte meiner Mutter zur Geburt einen Fernsehapparat gekauft
(wahrscheinlich eher für sich selbst). Schwarzweiss und nur ein
Programm. Später kam dann das ZDF hinzu. Die Sendungen endeten so gegen
22.00 Uhr und dann kamen "die Ameisen". Ich erinnere mich auch
noch an unseren ersten Farbfernseher, einige Jahre später. Wir sassen
alle gebannt vor dem Bildschirm und bewunderten dann die bunten Bilder.
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Ins
Reich
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Aus
frühester Jugend sind mir auch unsere Hamster- und Schmugglerfahrten
"ins Reich" in grauenvoller Erinnerung. Mein Vater war ein
totaler Technik-Freak und musste neue Dinge wie ein Kofferradio immer
haben. Da er sich durch das Musikmachen zusätzliches Geld verdiente,
konnte er sich solche Extravaganzen leisten. Wir fuhren also über die
Grenze, nach Zweibrücken. Entweder mit unserem alten Opel P4 oder mit
dem Peugeot 203 von Pfarrer Unfricht, den mein Vater hin und wieder
ausleihen durfte, da er für den Pfarrer Fahrertätigkeiten machte. Ich
wusste, dass man nicht schmuggeln durfte. Trotzdem wurde mir
Schmuggelware unter das Kleid gebunden, da
meine Eltern damit rechneten, dass ein kleines Kind nicht
durchsucht würde. Ich kann mich an meine Heidenangst erinnern, denn ich
meinte, wenn man was bei mir finden würde, werden die Zöllner mich
meinen Eltern wegnehmen und ich käme ins Gefängnis. Ich würde auch
heute noch nie mehr Ware über die Grenze mitnehmen, als erlaubt ist, so
tief sitzt diese Angst in mir.
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Funker
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Mein
Vater hatte sich aus Einzelteilen eine Kurzwellen-Empfangsstation gebaut
und saß oft in den Nächten in der Garage und lauschte "ins
All". Das hat mich so fasziniert, dass ich später, trotz vieler
Widrigkeiten, eine Funklizenz erworben habe.
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Frisickelsupp
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Als
mein Grossvater noch lebte, fuhr die ganze Familie mit dem alten P4 zum
Picknicken. Zum Beispiel auf die Cloef. Aber auch bei jedem anderen Ziel
lief alles gleich ab: Wir sammelten trockenes Holz und zwei grössere
Steine. Das Holz wurde zwischen die Steine gelegt und angezündet.
Darauf wurde ein mitgebrachter Kochtopf gestellt und Wasser eingefüllt.
Wenn das Wasser kochte, wurde die französische Tüten-Nudelsuppe von
"Fritz Hickel" eingerührt. Diese Suppe gehörte zum Köstlichsten,
was ich kannte. Ich war ganz verrückt darauf. Natürlich nur unter
diesen Umständen. Zuhause gekocht war sie dagegen nichts besonderes.
Manchmal - aber ganz selten - haben wir auch Würstchen auf Stecken
gesteckt und über dem Feuer gebraten. Aber die Suppe war mir lieber.
Jede dieser Tage erschien mir wie eine Weltreise.
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Purzel
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Ich
hatte einen braunen Zwerg- Glatthaardackel namens Purzel. Von mir liess
er sich alles gefallen. Ich habe meiner Puppe das Rotkäppchenkleid und
die Kappe aus- und dem Purzel angezogen. Dann wurde er in den Puppenwagen
gelegt (auf den Rücken) und blieb auch so liegen. Das sah dann wirklich
aus, wie der böse Wolf.
Einmal
hat Purzel einem Nachbarskind in die Nase gebissen und lange nicht mehr
losgelassen. Es gab aber keine Schmerzensgeldforderung der Eltern. Darum
hat man sich früher nicht so gekümmert.
Purzel
ist immer mit in den Wald gegangen, wenn wir Himbeeren pflücken oder
Pilze sammeln waren. Wenn er keine Lust mehr hatte - und das war sehr
oft der Fall - ist er einfach nach Hause gelaufen und, wenn wir heimkamen,
sass er auf der Treppe und hat uns freudig begrüßt. Diese Angewohnheit
hat ihm dann das Leben gekostet. Purzel wollte nie Auto fahren, bis er
an einem Sonntag von selbst hineinsprang und von meinen Eltern nach
St.Ingbert mitgenommen wurde, wo diese spazieren gingen. Plötzlich war
Purzel nicht mehr da. Wir vermuten, er wollte auch hier nach Hause
laufen und hat sich verirrt, oder er ist in einen Fuchs- oder Dachsbau
eingedrungen und von dem Tier totgebissen worden oder ist nicht mehr
rausgekommen. Wir wissen es nicht und diese Ungewissheit war das
allerschlimmste. Wir haben Zettel in der Gegend aufgehängt mit der
Beschreibung von Purzel, sogar ein mit uns befreundeter Polizist ist mit
seinem Polizeiauto die Gegend abgefahren und hat Lautsprecherdurchsagen
gemacht, aber Purzel blieb verschwunden.
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Winter
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Wenn
Winter war, fuhren wir mit dem Schlitten "die Awand" runter,
das heisst von der Paulsburghöhe hinunter zum Lasbach. Da es so steil
war, konnte man manchmal nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr in den
Bach hinein.
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Kraftwerk
Weiher
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Als
ich ein kleines Kind war, wurde das Kraftwerk Weiher noch ganz mit Kohle
betrieben. Dabei wurde eine Menge schwarzer Staub in die Luft geblasen.
Die Blätter im Wald waren damit überzogen und auch die Wäsche, die im
Garten zum Trocknen aufgehängt wurde, war davon betroffen.
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In
der Lasbach
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In
der Lasbach war die Tierkörperverwertungsanstalt. Dorthin wurden
verendete Tiere zur Weiterverarbeitung gebracht. Der Transport erfolgte
auf offenen LKW mit Planen und im Sommer tropfte die Brühe von den
Autos und der Gestank, der diese umwehte, war unerträglich. Je nachdem,
wie der Wind stand, lag der Gestank den ganzen Tag über unserer
Siedlung. Im Lasbach schwamm ein stinkender Schaum und es gab keinerlei
Fische mehr im Bach.
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Flämmesjes- grombiere
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Mit ungefähr sechzehn fanden wir uns
schon ganz grossartig und wollten keine der üblichen Partys feiern,
nein, es musste schon etwas besonderes sein...
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Essen
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Als
Kleinkind war ich ein schlechter Esser (das will man heute nicht mehr
glauben). Damit ich überhaupt bereit war,
etwas zu mir zu nehmen, machte meine Mutter ständig Zugeständnisse. So
konnte ich mehrere Wochen das Gleiche essen, wenn es mir einmal
schmeckte. So war zum Beispiel geriebene Äpfel mit Zimt, Zucker und
Haferflocken 3 Wochen lang das einzige, was ich zu mir nahm.
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Was
haben Sie erlebt? Was ist Ihnen in Ihrer Erinnerung geblieben?
Möchten Sie mir eines Ihrer Erlebnissse aus Ihrem Leben schreiben?
Bitte!
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Halbstark und tüchtig
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Die
schweren Jahre der Nachkriegszeit gehen zu Ende, der
wirtschaftliche Aufschwung wird spürbar. Unter den damals
jugendlichen Zeitzeugen macht sich ein neues Selbstbewußtsein
breit.
Sie erhalten Taschengeld und sparen auf neue Fahrräder oder
Mopeds. Die jungen Leute wollen fremde Kulturen und andere
Menschen kennenlernen. "Uns Jugendlichen wird diese Welt zu
eng", schreibt Agnes Setzepfand. "Wir sind 15, 16 Jahre alt
und träumen von Reisen und Abenteuern." Und die
Jugendlichen lehnen sich gegen Verbote und Vorschriften auf.
Der Rock´n Roll, die "unmögliche amerikanische Musik",
wird zum Ausdruck einer Generation, die eine bessere Zukunft
erwartet.
Doch müssen sich die meisten Jugendlichen ihre neuen Möglichkeiten
erst einmal hart erarbeiten. In vielen Haushalten ist das
Geld knapp, und Lehrstellen sind rar. Lehrlinge werden oft
als billige Arbeitskräfte angesehen. Zwei Wochen
Jahresurlaub und 45 Mark Lehrgeld im Monat sind Standard.
Aus dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands berichten
Jugendliche über die Lebensumstände in der DDR. "Durch die
Bodenreform wurden alle Bauern entschädigungslos enteignet,
die mehr als 100 Hektar besaßen, ebenso die Ritter- und
Kirchengüter", schreibt Manfred Vogel. "Um weiteren
Repressalien zu entgehen, flohen viele Betroffene in den
Westen." Als Landwirte sind seine Eltern von früh bis spät
auf den Beinen, um das staatliche Abgabesoll zu erfüllen
und obendrein die Familie zu ernähren. Soll er diesen Beruf
wählen?
"An mir haftete der Makel, kein Arbeiter- oder Bauernkind zu
sein", erzählt Ursula Fiessler. "Meine Eltern waren auch
nicht in der SED. Beides war in der DDR für den gewünschten
Berufsweg neben guten Leistungen häufig ausschlaggebend."
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