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  Gedanken zum Sammeln von Antikreproduktionen 
  
von Barbara Benken

Soll man antike Porzellanpuppen oder lieber Reproduktionen antiker Puppen sammeln? Manche Sammler und Sammlerinnen haben sich in dieser Frage längst entschieden, entweder für die eine oder für die andere Möglichkeit. Aber viele sind sich noch unsicher.

Da hat man vielleicht auf einer Puppenbörse oder -ausstellung eine Puppenreproduktion entdeckt, die einem eigentlich sehr gut gefällt. Vielleicht hat man sogar erst auf den zweiten oder dritten Blick gesehen, dass es sich nicht um eine alte Puppe, sondern um eine Repro handelt. Was soll man nun machen? Ist eine alte Puppe nicht doch ein größeres Kunstwerk als eine Nachbildung aus der heutigen Zeit? Oder sind beide von ihrer künstlerischen Bewertung her gleichzusetzen? Kann man gar guten Gewissens eine Sammlung antiker Puppen mit hochwertigen Reproduktionen bereichern? Und wie sieht es mit der Frage der Wertsteigerung, der Wertanlage aus?

Es gibt vor allem zwei Vorurteile gegen Reproduktionspuppen: Zum einen, dass sie einfach nicht gut gemacht sind, zum anderen, dass man es letztlich nicht mit dem originalen Kunstwerk zu tun hat. Dem ersten Argument ist teilweise beizupflichten, gibt es doch gerade bei den Antikreproduktionen eine große Anzahl schlechter oder allenfalls mittelmäßiger Anfertigungen. Es gibt andererseits aber auch ganz hervorragende Exemplare, die sozusagen Museumsqualität besitzen und in Detailtreue und Ausstrahlung ihren antiken Vorbildern absolut ebenbürtig sind.

Somit ist bei einer Reproduktionspuppe die handwerkliche Qualität ein viel wichtigeres Beurteilungskriterium als bei einer Antikpuppe, wo z.B. die Seltenheit und der Erhaltungszustand eine viel größere Rolle spielen. Der ernsthafte Reprosammler muss sich auf sein geübtes Auge verlassen, um zum Beispiel beurteilen zu können, ob die Bemalung der Wimpern oder Augenbrauen tatsächlich dem Originalmodell entspricht.

 

 

 

Jede Reproduktion muss (im Nackenbereich) als solche gekennzeichnet sein, mit dem Namen der Reprokünstlerin und ihrem Entstehungsjahr. Auf diese Weise sind Verwechslungen und unfreiwillige Fälschungen ausgeschlossen. Wie sieht es nun aber mit dem zweiten Argument aus, dass Reproduktionen nicht das "Original" ersetzen können?

Im Herstellungsprozess einer jeden Porzellanpuppe gibt es nur ein einziges Kunstwerk, nämlich das - meist von einem Bildhauer - modellierte Unikat des Puppenkopfes. Bei allen später hergestellten Puppen - auch den antiken - handelt es sich lediglich um immer wieder neue Abgüsse aus dieser einmal geschaffenen Form. Die Puppen, die in der Blütezeit der Puppenherstellung am Anfang des Jahrhunderts entstanden sind, kann man mit Fug und Recht als industrielle Massenware bezeichnen, während bei den heutigen Puppenmacherinnen eindeutig die zeitintensive Einzelanfertigung dominiert. Die Puppenherstellung in damaliger Zeit war durch eine extreme Arbeitsteilung gekennzeichnet: es kam vor, dass manche Puppenmalerinnen immer nur die linken Augenbrauen gemalt haben, andere daraufhin die rechten Brauen, wieder andere den Mund usw. Aus diesem Verfahren resultierte zwar einerseits eine große Erfahrung der damaligen Puppenmaler, so dass man heute noch immer den genialen Pinselstrich mancher antiken Puppe bewundern muss. Mindestens ebenso oft aber findet man bei alten Puppen auch lieblose, hingepfuschte und fehlerhafte Bemalungen, die kein guter moderner Puppenmacher jemals so durchgehen lassen würde.

In Anbetracht dieser Fakten bleiben eigentlich nur zwei Aspekte, die für die Anschaffung einer alten Puppe im Vergleich zu einer Reproduktion sprechen: erstens das blosse Wissen um das höhere Alter (und um die mögliche Geschichte) dieser Puppe und zweitens die berühmte "Patina" und die sichtbaren Spielspuren. Für manche Sammler sind diese Punkte so wichtig, dass sie nur antike Puppen sammeln möchten. Viele andere Sammler dagegen lieben zuallererst den reizenden Ausdruck einer typischen deutschen Charakterpuppe oder die aufwendige Bekleidung französischer Puppen, und beides finden sie bei einer qualitativ hochwertigen Reproduktion mindestens ebenso wie bei einer antiken Puppe. Vor allem erhalten sie es hier zu einem Preis, der meistens nur einem Bruchteil des Wertes einer antiken Puppe entspricht. Deshalb gehen immer mehr Antikpuppensammler dazu über, bei seltenen und unerschwinglich teuren Antikpuppen auf eine gute Reproduktion zurückzugreifen. Im übrigen sind auch für Reproduktionspuppen "in Museumsqualität" Wertsteigerungen zu erwarten; selbst auf Auktionen werden sie schon gehandelt.

Welche Art von Puppen Sie auch immer sammeln mögen, eines ist sicher: Sie haben ein schönes Hobby!

Zu den Seiten von Barbara Benken geht es hier.  
Wirklich tolle Repros finden Sie bei Margit Gieszer.

 

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