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Erst gegen Ende der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen die
Porzellanmanufakturen mit der Produktion von Porzellan-Puppen.
Hier gab es verschiedene Kategorien: Babys, Kleinkinder (in
Frankreich Bébés genannt) und Erwachsene. Besonders schöne
Exemplare sind die Modepuppen, die über sehr aufwändige Kleidung
und Accessoires verfügen, oft auch mehrere Garnituren davon in
einem Trousseau. Die Materialien kann man wie folgt einteilen:
Glasiertes Porzellan
Diese Puppen bestehen aus weissem Porzellan mit glasierter
Oberfläche. Die Bemalung wurde unter der Glasur eingebrannt, was
sie abwaschbar und in gewissem Umfang auch stossunempfindlich
machte. Die Bemalung ist oft sehr detailliert und die aufgemalten
und modellierten Frisuren sehr kunstvoll. Die Köpfe waren auf
Stoff-, Leder- oder Guttapercha- bzw. Wachstuchkörper montiert und
hatten auch Porzellanunterarme und -unterschenkel mit modellierten
und gemalten Schuhen. Besonders zu erwähnen sind hier aber auch die
ganz aus glasiertem Porzellan bestehenden Badepuppen (Frozzen
Charlie), die nackte Kinder darstellten und sich um 1900 grosser
Beliebtheit erfreuten.
Biskuitporzellan
Der Name kommt von biskuit=zweimal
gebacken. Diese Puppenköpfe
bestehen aus unglasiertem Porzellan und wurden ab 1860 produziert.
Das Material ist der menschlichen Haut sehr ähnlich, zumal man
auch dazu überging, das Porzellan leicht rosa einzutönen.
Vor dem zweiten Brand wurden die Farben aufgetragen. Zu dieser
Kategorie gehören die meisten Puppen der französischen Hersteller
wie Jumeau, Bru, Steiner usw. und die deutschen Puppen der Marken
Kestner, Kämmer & Reinhard, Armand Marseille usw.
Parianporzellan
Puppen aus Parianporzellan wurden von ca. 1860 bis Ende des
19. Jahrhunderts hergestellt. Es handelt sich um Schulterköpfe aus
Biskuitporzellan, das ungefärbt verarbeitet wird. (Daher der
Begriff Parian = weisser Marmor von der griechischen Insel Paros).
Typisch sind modellierte Haare (zunächst ausschliesslich blond,
später auch in schwarz) oft mit Schmuckelementen wie Haarspangen,
Ketten, Bändern, Haarnetzen, Spitzenkragen und zuweilen sogar
angegossenen Hüten. Aber auch Perücken aus verschiedenen
Materialien fanden Verwendung. Parianpuppen hatten - ebenso wie
Puppen aus glasiertem Porzellan - zumeist gemalte Augen, ganz selten
nur Glasaugen. Der Kopf sitzt auf einer Schulterplatte,
ebenfalls aus Biskuitporzellan und lässt sich drehen, die Körper
sind aus Leder, Stoff oder Guttapercha/Wachstuch mit Armen und
Beinen aus Leder (mit abgenähten Fingern) oder aus Porzellan.
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