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Tabakfabrik
Bernhard Breier
Ensheim
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Luxemburger
Blau und Saarblume Gold
Die
Geschichte der Ensheimer Tabakfabrik "Tuwwaggsbräiasch"
von Marianne und Otto
Breier
Kurz nach dem Ersten
Weltkrieg entdeckten Bernhard Breier und seine Frau
Luise die eigene Herstellung von gebrauchsfertigem Tabak.
Rohtabakblätter aus dem eigenen Garten oder der nahen Pfalz
(bei Kandel gibt es heute noch Tabakanbau) wurden in Keller,
Waschküche und Hof des damaligen Elternhauses aufbereitet
zu Tabak zum Selbstdrehen von Zigaretten und Rauchen in der
Pfeife. Dazu wurden sie mit einem selbst entwickelten Aroma
("Tuwwaggsooß") versehen (fermentiert) sowie geröstet
und getrocknet. Das Schneiden der fertigen Tabakblätter
wurde mit der Handschneidemaschine erledigt. Abnehmer waren
Raucher vor allem in näheren der Umgebung, zum Teil sogar
bis nach Lothringen (Forbach).
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Ab 1928 wurde im neu
errichteten Wohnhaus der Breier's in der Eschringerstraße
40 Platz geschaffen für die Ausweitung der Produktion, die
noch im Keller ablief. Die Büroräume befanden sich im
Erdgeschoß, der Packraum auf dem Speicher. Zur Verstärkung
der familiären Arbeitskraft wurden Hilfskräfte aus der
Verwandt- und Nachbarschaft engagiert.
Im Jahr 1931 schließlich
wurde ein Fabrikgebäude an das Wohnhaus angebaut. Durch die
Steigerung der Produktion musste zusätzlich Personal für
die Fermentierung, Röstung, Schneiden und Ausfahren des
Tabaks eingestellt werden, in den damaligen Zeiten der
Wirtschaftsflaute ein willkommener Arbeitsplatzzuwachs. Der
Rohtabak kam damals ausschließlich aus Pfälzer Anbau.
Man kreierte
die Markennamen ...
Die Abnehmer saßen im
Saarland und den angrenzenden Gegenden Pfalz und Lothringen.
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Um die immer größeren
Mengen Rohtabak (inzwischen auch von Übersee-Produzenten
aus Java) lagern zu können, wurde der Bau eines Tabaklagers
in der Beethovenstraße notwendig. Die Fabrikation wurde
durch Anschaffung neuer Maschinen ("Sklavamat")
und Einstellung neuer Arbeitskräfte weiterhin aufgestockt.
Im 2.
Weltkrieg wurde die Firma teilweise stillgelegt und gab
während der Endphase wegen der Evakuierung der Ensheimer
Bevölkerung die Produktion ganz auf. In dieser Zeit wurden
Güter von Saarbrücker Firmen aus Sicherheitsgründen
(Schutz vor Luftangriffen der Alliierten) in den Räumen der
Breier'schen Tabakfabrik "versteckt".
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Diese
Packung wurde in Kooperation mit den Tabakfabriken
Eilebrecht Tabak A.-G., Homburg-Saar und
Kautz und Schondelmaier, Kaiserslautern, vorher
Zigarren- und Rauchwarenfabrik Felsenthal,
Kaiserslautern, hergestellt.
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Nach dem Ende des Krieges
übernahm unter
französischer Besatzung die von Paris gesteuerte
Tabakregie die Überwachung der Produzenten. Ein Vorteil für
Breier war die Herstellung von Zigarettentabak speziell für
die französische Armee ("SCARFERLATI"). Zu dieser
Zeit trat der einzige nicht im Krieg gefallene Sohn der
Familie, Helmut, in die Firma als Gesellschafter ein.
Ab diesem Zeitpunkt hieß
sie "B. Breier & Sohn".
Der Firma ging es in den
folgenden Jahren immer besser, ein Erfolg, der auch durch
den frühen Tod von Bernhard Breier im Jahr 1954 nicht
unterbrochen wurde. Die Witwe Luise und Sohn Helmut taten
alles in ihrer Kraft stehende, um die Entwicklung vorwärts
zu treiben.
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Mit dem Saarstatut 1957 änderte
sich die Lage der Firma dramatisch: Die vorherigen Heimmärkte
Lothringen und französische Armee wurden durch die Wiederangliederung
des Saarlandes an die Bundesrepublik Deutschland zu
Exportmärkten mit Zoll und Handelsbeschränkungen. Der
Absatz fiel aufgrund zollbedingter Preiserhöhung der
Produkte in Frankreich und in Deutschland gab es
unschlagbare Tabakgiganten wie Brinkmann, Reemtsma u. a.,
die als Konkurrenten auftauchten.
Die Tabakfabrik Breier
wurde daher im Jahr 1960 geschlossen, womit unserer
Heimatgemeinde Ensheim zwar "nur" wenige Arbeitsplätze
(ca. 20), aber ein Stück industrieller Vielfalt verloren
ging.
Was bleibt, ist die
Erinnerung an einen Firmenpatron alten Stils, der mit seinem
sozialen Engagement und seiner Hilfsbereitschaft (er half u.
a. während des 2. Weltkriegs zu Unrecht von der Gestapo
Gesuchten) bei vielen alten Ensheimern ein gutes Andenken
haben wird.
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