|
Darf ich
mich vorstellen?
|
Name:
|
Renault 4 CV
|
Kosename:
|
Crèmeschnittchen
|
Geburtsjahr:
|
1946
|
Besondere Kennzeichen:
|
19
PS (1946) Heckmotor, Hinterradeinzelaufhängung,
vier Türen, 4-Sitzer,
100km/h Spitzengeschwindigkeit,
6 Liter Benzin auf 100 km
|
|
Mein
Lebenslauf
Soviel
ich weiß und nachträglich erfahren habe, ging Louis
Renault, mein Vater, schon 1940 mit mir schwanger. Dann kam
der Krieg, es gab "Wichtiges" zu tun. 1946 aber
schlug meine Stunde: Ich ging in Produktion! Mein Motor hat
mir angeblich Herr Porsche in die Wiege gelegt; er soll sich
damit eine Verkürzung seiner Zeit als Kriegsgefangener in
Frankreich erkauft haben. Mit meinem Heckmotor und meiner
unabhängigen Hinterradaufhängung war ich sowieso ein
recht flottes kleines Wägelchen.
Auf
der Pariser Automobilausstellung im Oktober 1948
verkündeten die Direktoren der mittlerweile verstaatlichten
Renaultwerke, dass sie für das folgende Jahr eine
Produktionssteigerung auf 300 Stück täglich
beabsichtigten, trotz noch bestehender
Verkaufseinschränkungen auf dem Inlandmarkt.
|
|
|
|
|
|
Central-Garage, Saarbrücken
|
|
Inzwischen
war ich auch im Saarland bekannt geworden. Die 'Régie des
Mines de la Sarre' hatte mich als Kurierfahrzeug zwischen
den einzelnen Gruben eingesetzt, Angestellte der Régie
konnten mich auch kaufen. Natürlich erregte ich Aufsehen,
war ich doch das erste wirklich neue Auto im
Nachkriegssaarland, und nachdem es eine Generalvertretung
für Renault in Saarbrücken gab, konnte, wer wollte, 265
000 Frans (alte natürlich) für mich ausgeben. Es waren gar
nicht so wenige, und als im Herbst 1954 mein
399 999.
Zwillingsbruder vom Band lief, haben wir auf dem
Saarbrücker Messegelände ein großes Geburtstagsfest gefeiert
und anschließend noch
einen Blumenkorso mit einer künstlichen Cremeschnitte auf
dem Dach quer durch Saarbrücken veranstaltet.
|
|
|
|
|
|
Blumenkorso in Saarbrücken
1954
|
|
A
propos Cremeschnittchen: Den Saarbrückern war ich so ans
Herz gewachsen, daß sie mich heute fast nur noch unter
meinem Spitznamen kennen. Woher der kommt? Also erstens bin
ich ja wohl eindeutig ein knuddeliges rundes Auto, und
zweitens hat es natürlich was mit der Farbe der ersten
Serien zu tun. Die war ursprünglich gar nicht für mich
gedacht, sondern es waren Restbestände der Tarnfarbe, mit
der die von Renault gebauten Tanks
für den Wüstenkampf lackiert worden waren. Und da man nach
dem Krieg selbstverständlich so was Kostbares nicht
weggeworfen hat, schien das meinen Vätern - ob ich Mütter
hatte, weiß ich nicht - das passende Kleid für ein kleines
Auto. Und die Leute, die haben gleich an Sahne, Buttercreme
und ähnliche leckere Sachen gedacht, als sie mich sahen.
|
|
|
|
|
|
Auch als Sportwagen
erfolgreich...
|
|
Falls
wir uns mal auf der Straße begegnen sollten - es gibt mich
noch, wenn auch mittlerweile selten - dann denken Sie dran:
Schwarz steht mir zwar, grün war auch erlaubt, pink???,
aber richtig echt bin ich nur in Crème...
|
Quelle:
|
Renate Talkenberg-Bodenstein:
"Auto-Biographie"
Aus: Von der 'Stunde 0' zum 'Tag X'
©Stadtverband Saarbrücken
Die Fotos stammen ebenfalls aus diesem Buch.
|
|