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Jedes Weihnachtsfest war irgendwie das schönste Weihnachtsfest. Damals jedoch
– das waren Kindheit und Jugend. Damals, das ist lange her. Damals hieß:
Familie, Freunde, Zuhause, Heimat und vieles mehr. Damals war der Duft von
Weihnachten, von Tannen und Kerzen, von Plätzchen, Schokolade, Marzipan und
Gänsebraten.
Ich schaue auf das Foto und sehe meine Großmutter, bei der ich aufgewachsen
bin. Meine Eltern ließen sich 1939 scheiden, und ich kam einen Tag nach meinem
fünften Geburtstag, am 8. April 1939, zu meiner Omi, der Mutter meines Vaters.
17 Jahre blieb ich bei ihr, eine herrliche Zeit.
Ich sehe meinen Papi. Dahinter steht mein Kindermädchen Gretel, die Größere,
genannt Deten, daneben das Hausmädchen Klara, die ich Pattra nannte, und die
uns als erste verließ, um in den Arbeitsdienst zu gehen. Wir hatten Krieg. Und
ich sehe mich, meine Puppenstube, das Puppenbett, die Spielsachen, unser Zuhause
in Berlin-Zehlendorf. Das zweite Kriegsweihnachten 1940. Jenes Weihnachtsfest
wird das schönste Weihnachtsfest bleiben, weil es Erinnerung ist, weil es meine
Kindheit war.
Weihnachten
1940 war ich fünf Jahre alt. Neben mir kniet mein Vater, dahinter sitzt meine
Oma. Dahinter stehen mein Kindermädchen Gretel und das Hausmädchen Klara.
Wir waren schon im dritten Kriegsjahr, als mein Papi mir versprach, zum
Weihnachtsfest 1942 ein Puppenhaus für mich zu bauen. Nach der Trennung meiner
Eltern lebte ich bei meiner Großmutter in einem herrlichen alten Haus in der
Zehlendorfer Kleiststraße 15, mein Vater wohnte nebenan in der Nummer 11 in
seinem modernen Haus. Dort befand sich ein für damalige Verhältnisse
bombensicherer Luftschutzkeller, in den wir bei Angriffen auf Berlin gingen,
zusammen mit vielen Nachbarn. Mein Vater fing in diesen Bombennächten mit dem
Bau meines Puppenhauses an. Und nur in diesen, leider immer häufiger werdenden
Bombennächten baute er an meinem Puppenhaus. Er ging dann in seinen Bastelraum,
und mir war natürlich der Zugang verwehrt.
Weihnachten 1942 stand es dann vor dem großen
Weihnachtsbaum im Haus meiner Großmutter. Meine Freude war riesengroß. Damals
war ich sieben Jahre alt.
Ich konnte nicht ahnen, daß ich nur wenig Freude an diesem Puppenhaus haben
würde. Im August 1943 verließen viele Frauen und Kinder Berlin, so auch meine
Großmutter und ich. Wir haben damals Berlin für immer verlassen. Mein schönes
Puppenhaus wird irgendwo geblieben sein. Als Erinnerung durch beinahe 60 Jahre
blieb ein kleines Foto, dieses Bild Weihnachten 1942 in Berlin.
Weihnachten
1942 bekam ich dieses wunderschöne Puppenhaus geschenkt. Mein Vater hatte es in
den Bombennächten für mich gebaut.
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