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Bücher aus
dem Zeitgut Verlag
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Mauer-Passagen
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Grenzgänge, Fluchten und Reisen
1961-1989. |
46 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen.
Aus der Reihe 'Zeitgut'. Zahlreiche Abbildungen.
Herausgegeben von Jürgen Kleindienst.
Zeitgut Verlag GmbH
Juni 2004 - gebunden - 361 Seiten
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3933336198
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€ 18,90
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Wahnsinn
von Anfang bis Ende
In den frühen Morgenstunden des 13. August 1961 mußten die Menschen
in Ost- und West-Berlin fassungslos zusehen, wie zwischen ihnen, quer
durch die gesamte Stadt, eine Mauer entstand. Bewachte Baukommandos
legten Stacheldrahtrollen aus, rissen das Straßenpflaster auf und
begannen mit Steinen und Mörtel eine Mauer zu errichten, bis sie
selbst dahinter verschwanden. Damit war in Berlin das letzte
Schlupfloch zwischen Ost und West geschlossen. Endgültig war der
eiserne Vorhang niedergegangen, 28 Jahre blieb er verschlossen.
Hermann Meyn, später Journalist beim SPIEGEL und Honorarprofessor in
Hamburg, arbeitete in der Nacht zum 13. August 1961 als junger
Redakteur „allein auf weiten Fluren“ im RIAS-Funkhaus in
West-Berlin. In dem jetzt erschienenen Buch „Mauer-Passagen“
schildert er seine Erlebnisse. Gemeinsam mit 39 anderen Zeitzeugen läßt
er den Wahnsinn der „Mauer-Jahre“ noch einmal aufleben.
In dem Buch steht nicht die 1.300 Kilometer lange „Mauer“ von der
Ostsee bis ins Vogtland im Mittelpunkt. Die Schilderungen
konzentrieren sich auf die Menschen, die an der Mauer gelitten haben,
wenn sie von einem Deutschland ins andere reisen wollten. Mit den
Episoden bleibt eine Zeit lebendig, die sich niemand zurück wünscht.
Peter Franke, ein anderer Zeitzeuge, beschreibt die absurden
Bedingungen, unter denen seine alte und kranke Mutter 1964 zu ihm in
den Westen übersiedeln darf. Jedes Küchenbrettchen, jedes Nachthemd
und jeder Gurkenhobel wird aufgelistet, von Zeugen bestätigt und vom
Schätzer beurteilt.
Der Theologiestudent Meinhard Schröder gerät 1967 in
Stasi-Observation, als er häufig nach Ost-Berlin fährt. Weil er als
Oberschüler in der DDR einen späteren West-Flüchtling zum
Klassenkameraden hatte, wird vermutet, er sei an organisierter
Fluchthilfe beteiligt. Dass er mit jedem Besuch Bücher nach
Ost-Berlin schmuggelt, bemerkt niemand.
Von ihrer DDR-Flucht über Prag 1967 berichtet die Lehrerin
Maria-Elisabeth Warnke. Ihre Schwestern im Westen beauftragen eine
Fluchthilfe-Organisation. Mit einer Reisegruppe, von der sie sich
unterwegs heimlich absetzt, kommt sie in die Tschechoslowakei. Nicht
jede Flucht endet so glücklich.
Amüsant zu lesen ist Hans Peter Kutschas kleine Typologie der
DDR-Grenzpolizisten, die er anläßlich vieler Tagesreisen
zusammentrug. Damals vermied man Auseinandersetzungen mit den
Grenzern, sie waren meist nervenzehrend und zeitraubend.
Zermürbende und angstvolle Wochen schildert Helga Brachmann aus
Leipzig 1973. Nach der heimlichen Westflucht ihrer Tochter tauchen
Stasileute auf und versiegeln das Mädchenzimmer. Sie selbst wird wie
eine Verbrecherin behandelt. Zwei Jahre später gerät sie erneut in
die Mühlen des Systems, als ihr Sohn Christian Kunert, von Wolf
Biermann öffentlich als Kumpane bloßgestellt, in Haft kommt und später
in den Westen abgeschoben wird.
Die Beiträge der Zeitzeugen aus Ost und West vermitteln ein
vielschichtiges Bild jener Jahre. Die Texte werden durch Fotos und
Dokumente der Autoren bereichert. So entstand ein spannendes und
informatives Zeitdokument der jüngeren Geschichte.
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